Ein Satz, den er nur zu gut kannte: Ich starb von Hoffmanns Hand. Die Gänsehaut auf seinem Arm begann zu jucken. Er dachte an Eva, die laut Vadim in der Stadt war, und plötzlich überkam ihn die entsetzliche Angst, dass sie die Tote dort unten sein könnte.
Inhalt
Die vier Mitglieder des selbsternannten Club Casaubon verdingen sich im Jahr 1930 mit dem Diebstahl und der Weiterveräußerung wertvoller Bücher, um das Antiquariat von Vadim zu finanzieren, welches knapp vorm Bankrott steht. Vadim, Eddie, Julius und Felix sind schon seit Kindertagen miteinander befreundet und ein eingeschworenes Team. Eines Tages schließt sich Eddies ältere Schwester Eva der Gruppe an und entwickelt bald schon die effektivsten Methoden und genau den richtigen Riecher, um die großen Fische an Land zu ziehen. Als die Gruppe von einem betuchten Auftraggeber gebeten wird ein okkultes Schriftstück aus den Händen einer Leipziger Loge zu besorgen, entwickelt sich der Einbruch zu einer tödlichen Falle und die jungen Leute müssen flüchten, um nicht ins Visier der Ermittler zu geraten. Doch ihr Diebesgut ruft eine noch viel größere Reaktion hervor, als sie befürchtet haben. Und so zerstreuen sich ihre Wege endgültig. 15 Jahre später treffen zwei der ehemaligen Mitglieder erneut im graphischen Viertel von Leipzig aufeinander, immer noch auf der Suche nach einem Geheimnis, einem Mörder und der persönlichen Rache für widerfahrenes Leid
Meinung
Vor 10 Jahren habe ich mein bisher einziges Buch vom deutschen Bestsellerautor Kai Meyer gelesen (Die Seiten der Welt), der mittlerweile mehr als 70 veröffentlichte Bücher vorzuweisen hat und vorwiegend im Genre der Phantastik unterwegs ist. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich eher zögerlich an die Bücher herangehe, obwohl es einige auf meinen Wunschzettel geschafft haben, denn normalerweise bevorzuge ich realitätsnahe Literatur. Doch diese Reihe hier möchte ich weiterverfolgen, auch wenn ich mit dem vierten Band begonnen habe. Laut Verlag sind alle Bücher separat lesbar, weil es sich um geschlossene Geschichten mit anderen Protagonisten handelt. Und so freue ich mich jetzt auf neues Lesefutter.
Positiv überrascht war ich hier vom gelungenen Genre-Mix, der ein hohes Tempo beibehält und spannende Lesestunden bietet. Ich könnte mir die Story auch sehr gut als Film vorstellen, denn zwischen Okkultismus, persönlichen Hintergründen, Kriminalfall und historischen Aspekten wird es nie langweilig. Zur Geschichte wurde Kai Meyer durch Fotografien seines Großvaters inspiriert, was man informativer Weise im Nachwort erfährt. Und der Text thematisiert sehr verschiedene Gefühle und Aspekte einer insgesamt runden Erzählung. Es geht um Freundschaft, Vertrauen, Manipulation, Verrat und Geheimnisse, die schichtenweise und mit Überraschungseffekten aufgelöst werden.
Fazit
Hier tendiere ich zu 4,5 Lesesternen, die ich gerne auf 5 aufrunde. Die Szenerie spricht mich sehr an und die historisch eingeflochtenen Ereignisse konnten mich auf Anhieb überzeugen. Außerdem kann man das Buch kaum zur Seite legen, weil man unbedingt wissen möchte, wie die Story weitergeht. Kurze Kapitel und ein straffer Erzählfluss sorgen dafür, dass es auf gut 500 Seiten immer Neues zu entdecken gibt und sich ein ganzes Panorama aus stimmigen Bildern entfaltet. Hier passt alles genau: die Länge des Textes, die Dichte der Geschichte, die Wortwahl und die beschriebene Atmosphäre. Im letzten Drittel des Buches wurde es kurzzeitig etwas viel mit Action und Spionageelementen, doch dieses kleine Manko bleibt kaum in Erinnerung. Ich empfehle diesen Unterhaltungsroman gerne weiter, der außerdem ein wunderschön stimmiges Titelbild hat.