Ich bin mit eher mittleren Erwartungen an dieses Buch rangegangen und wurde angenehm überrascht, wenn auch nicht komplett umgehauen. Die Mischung aus Jugendbuch, Mystery und Grusel funktioniert über weite Strecken ziemlich gut. Das Setting ein altes, angeblich verfluchtes Herrenhaus, irgendwo im Nirgendwo ist genau das Richtige für dunkle Herbstabende. Man merkt, dass der Autor sein Horror-Handwerk kennt, ohne gleich in Splatter abzudriften.
Die vier jugendlichen Hauptfiguren bringen Diversität rein; queer, verschiedene Backgrounds, unterschiedliche Konflikte. Das ist positiv, bleibt aber oft etwas oberflächlich. Ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht. Viele Entwicklungen in der Gruppe werden zwar angerissen, aber nicht zu Ende erzählt. Da bleibt Potenzial auf der Strecke.
Was das Buch allerdings sehr gut kann: Atmosphäre aufbauen. Die Spannung kommt relativ schnell in Fahrt, es gibt ein paar unheimliche Szenen, bei denen man definitiv weiterblättern will. Trotzdem: so richtig überrascht hat mich keine Wendung.
Etwas schade fand ich auch, dass manche Situationen nach dem Prinzip erst trennen sich alle, dann passiert was Schlimmes fast schon formelhaft wirken. Klar, der Titel nimmt das augenzwinkernd vorweg aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte nicht geschadet. Auch das Ende war für mich eher solide als spektakulär.
Unterm Strich hatte ich Spaß beim Lesen. Es ist ein Buch, das man locker in ein, zwei Tagen durchhat, kein Meisterwerk, aber unterhaltsam. Wer Jugend-Grusel mit leichter Coming-of-Age-Note mag, wird hier fündig. Wer allerdings richtig komplexe Charaktere oder völlig neue Ideen im Genre sucht, könnte etwas enttäuscht sein.