Gabrielle Zevins Das erstaunliche Leben des A.J. Fikry ist eine leise, zugleich tief bewegende Geschichte über Verlust, zweite Chancen und die unerwartete Macht von Begegnungen. Im Mittelpunkt steht der Buchhändler A.J. Fikry, ein Mann, der sich nach dem Tod seiner Frau in Zynismus und Einsamkeit zurückzieht. Doch das Leben überrascht ihn, als ein kleines Mädchen in seinem Laden auftaucht und sein wohlgeordnetes, trauriges Dasein durcheinanderbringt. Aus dieser unscheinbaren Wendung entfaltet Zevin ein feines Porträt über Menschlichkeit, Liebe und das Weiterleben, wenn man längst aufgehört hat, daran zu glauben.
Was Zevins Stil so besonders macht, ist ihre Fähigkeit, das Alltägliche bedeutsam wirken zu lassen. Sie braucht keine großen Dramen oder überzogenen Emotionen sie beobachtet genau, beschreibt einfach, ehrlich, manchmal mit leichtem Spott, aber immer mit Empathie. Ihre Dialoge sind witzig und klug, ihre Figuren fehlerhaft, aber liebenswert. Das Leben von A.J. Fikry ist nicht erstaunlich, weil es außergewöhnlich wäre, sondern weil es so normal ist: voller kleiner Enttäuschungen, zarter Hoffnungen und Momente, die man fast übersehen könnte.
Zevin gelingt es, aus dieser Schlichtheit Tiefe zu gewinnen. Sie zeigt, dass Liebe nicht perfekt sein muss, um echt zu sein, und dass Glück oft dort entsteht, wo man es nicht sucht. Der Roman ist kurz, aber vollkommen rund kein Wort scheint zu fehlen. Er lässt einen lächelnd, ein bisschen wehmütig und doch tröstlich zurück. Ein Buch, das nicht laut beeindruckt, sondern still nachhallt wie ein Gespräch, das man im Kopf weiterspinnt.