Anfangs war ich etwas überfordert von den vielen Ländern, Stämmen und auch einigen neuen Begriffen, aber man gewöhnt sich schnell ein. Hätte ich den Glossar mal gleich zu Anfang entdeckt - wieso muss der immer am Ende stehen?! Immerhin habe ich gleich die Karten gesehen, die sehr hilfreich sind. Zu meinem Glück fehlen da nur noch ein paar Skizzen von Torques und vielleicht einigen Tätos zur Veranschaulichung.
Besonders faszinierend fand ich, wie alte Religionen mit vielen Göttern wiederbelebt wurden, während gängige Glaubensrichtungen eher eine Nebenrolle spielten. Insgesamt hat mich das Worldbuilding sehr beeindruckt, dass einerseits sehr modern, andererseits aber auch konservativ und veraltet wirkt und eine tolle, unerwartete Mischung aus irgendwie allem bietet, die in einigen Details unserer Welt ähnlich ist, dann aber doch wieder ganz anders.
Aedith gefällt mir ausgesprochen gut, vor allem der Kontrast zwischen Mädchen aus gutem Hause und ihrer knallharten Attitüde mit teils vulgären Sprache ist sehr unterhaltsam. Drustan ist da eher der besonnene Gegenpart, und die Chemie und der Humor zwischen den beiden passen hervorragend zusammen.
Die Handlung ist sehr komplex und spannend und bringt einige sehr überraschende Entdeckungen mit sich. Wie bei vielen Büchern zieht es sich im Mittelteil ein bisschen, und es wurde mir fast zu politisch, auch wenn man immer gut mitkommt. Auch wenn es schließlich einen halbwegs spektakulären Showdown gab, hat mich das Ende nicht wirklich umgehauen, vermutlich weil es keine echte Überraschung mehr gab. War mir vielleicht sogar ein bisschen zu sehr um die Ecke gedacht, was da als Auflösung präsentiert wurde. Da wurde die ganze komplex aufgebaute Vorgeschichte mit einem Streich auf eine relativ simple und gängige Ursache reduziert, das fand ich schade.
Fazit: Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es war erfrischend anders geschrieben und mir hat der sachliche Ton in Kombination mit den sarkastischen Kommentaren und dem trockenen Humor gut gefallen.