Cover & Klappentext
Das Cover entspricht leider eher weniger meinem Geschmack, obwohl es zur Story passt. Die Darstellung erinnert an fernöstliche Fantasy, was mich eher aufmerksam gemacht hat. Und der Klappentext hat letztendlich den Ausschlag gegeben, das Buch zu lesen.
Meinung
Dank einer Prophezeiung wächst die aus einem kleinen Dorf stammende Fei im Kaiserpalast auf, um Siwang, den Kronprinzen zu heiraten, damit dieser der Kaiser aller Kaiser wird. Von klein auf war er ihr bester Freund und ist ihr sehr wichtig, doch sie wünscht sich nichts sehnlicher, als frei zu sein. Dazu kommt, dass Feis Visionen von Blut und Schrecken sprechen. Da Frauen lediglich schmückendes Beiwerk darstellen, sieht sie keine andere Möglichkeit, als zu fliehen. Dabei trifft Fei ausgerechnet auf Yexue, den Prinzen aus dem benachbarten Königreich, der als Pfand sein Leben im Palast fristen muss.
Schnell erkennt Fei, dass sowohl Siwang als auch Yexue eigene Pläne verfolgen, wobei sie der Schlüssel zu sein scheint.
Aus der Sicht von Fei wird man durch das Geschehen geführt. Dabei bevorzugt die Autorin einen minimalistischen Schreibstil ohne leere Worthülsen oder ein kompliziertes Word-Building. Das ist für die Geschichte auch nicht notwendig, auch wenn sie einfacher gehalten ist, als ihr guttut. Ich persönlich hätte mir mehr Raffinesse gewünscht, die womöglich mehr Emotionen übertragen hätte.
Der Einstieg gelang einfach, da der Plot nicht sonderlich anspruchsvoll ist. Das Tempo war eher gemächlich und veränderte sich während der entsprechenden Szenen nur wenig. Trotzdem hatte die Geschichte etwas an sich, was mich gewissermaßen angezogen hat.
Zum einen ist es Fei selbst, die in einem golden Käfig aufwächst, weil sie dank einer Prophezeiung dem zukünftigen Kaiser viel Macht verspricht. Obwohl sie für das Kaiserreich so wichtig ist, fühlt sie sich wie eine Gefangene. Als Frau hat sie zurückhaltend, anmutig, ruhig und sittsam zu sein. Doch damit ist sie keineswegs zufrieden. Viel lieber wäre sie frei.
Fei wurde schön dargestellt. Ihre Wünsche sind klar und nachvollziehbar. Und wie heißt es so schön: Verzweifelte Wünsche erfordern verzweifelte Maßnahmen. Denn obwohl Fei Siwang sehr zugetan ist, weiß sie, dass Macht korrumpiert. Und sie benötigt nicht ihre Visionen, um zu erkennen, dass der liebenswerte Siwang auch eine andere Seite hat.
Der Verlauf bietet viele Passagen, die nicht immer sehr ergiebig sind. Das heißt, sie wurden nur kurz abgehandelt, obwohl sie wichtig für die Charakterentwicklung waren. Nichtsdestotrotz ist Fei eine absolute Sympathieträgerin, die, obwohl sie so behütet aufgewachsen ist, viel Mut beweist, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das beeindruckt.
Dabei ist ihr wichtig, eigene Entscheidungen zu treffen und nicht nur als Accessoire angesehen zu werden.
In der gesamten Geschichte finden sich viele chinesische Weisheiten und Redewendungen, und das teilweise derart häufig, dass es auf mich fast störend wirkte, aber das ist eine reine Geschmackssache.
Die angekündigte Dreiecksgeschichte wird zwar deutlich, aber wer hier auf tiefgreifende Romantik hofft, der täuscht sich. In Nightblood Prince geht es eher um Selbstbestimmung; um eine Frau, die genug davon hat, als Schachfigur benutzt zu werden, und die eher die Liebe opfern würde als ihr Volk. Deswegen besitzt das Buch auch einen gewissen Tiefgang.
Fazit
Meiner Meinung nach wurde hier viel Potenzial verschenkt. Mehr Tempo und gezielte Beschreibungen hätten der Story sicherlich mehr Emotionen entlockt und die durchaus vorhandene Spannung verstärkt.
Trotzdem besitzt diese Geschichte viele schöne Momente, nicht zuletzt durch die Mulan-Vibes.
Das Thema Krieg ist allgegenwärtig, weshalb der Roman auch in die heutige Zeit passt.
Wer die Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Der Ausspruch von George Santayana findet sich auch im Buch.
Ich vergebe drei von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.