Die ersten drei Teile der Polarkreis-Krimi-Reihe von Viveca Sten habe ich jeweils in sehr kurzer Zeit ausgelesen. Alle fand ich sehr gut und auch auf diesen vierten Teil Lügennebel war ich wieder sehr gespannt. Er wurde sogar wieder NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten. Ich freute mich natürlich riesig, dass meine Anfrage dort erfolgreich war, denn ansonsten hätte ich, aufgrund meines längst überzogenen Bücherbudgets für dieses Jahr, mit dem Lesen noch eine ganze Weile länger warten müssen.
Hanna Ahlander, die inzwischen in Åre heimisch und verwurzelt ist, hat seit dem letzten Mordfall eine Beziehung zu einem damaligen Zeugen. Sie fühlt sich in der Gesellschaft des deutlich älteren Mannes zwar sichtlich wohl, ist sich jedoch nicht hundertprozentig sicher, ob sie die unerwiderten Gefühle für ihren Kollegen Daniel Lindskog bereits überwunden hat und scheute sich daher bislang, ihre neue Beziehung öffentlich zu machen. Gerade als sie mit ihrem Freund in einem luxuriösen Kurzurlaub ist, passiert zuhause etwas, was sie veranlasst, diesen vorzeitig abzubrechen.
In einem luxuriösen Ferienhaus ist eine Gruppe befreundeter Studenten eingetroffen, die in Åre eine Woche lang Ski fahren möchte. Am ersten Abend fließt der Alkohol in Strömen, es werden aber auch illegale Drogen konsumiert. Am nächsten Morgen ist die 19-jährige Fanny zunächst verschwunden und wird kurze Zeit später fast nackt im Schnee auf dem Grundstück tot gefunden. Hannas Team steht am Anfang der Ermittlung vor der großen Frage: Unfall oder Mord? Und bereits bevor das geklärt ist, geschieht auf dem gleichen Grundstück ein anderes Verbrechen
Wieder einmal hat mich der flüssige Schreibstil der Autorin von Anfang an in seinen Bann gezogen und ich habe das Buch innerhalb von wenigen Tagen ausgelesen. Längen empfand ich beim Lesen nicht, dafür jedoch einmal mehr eine permanent vorhandene atmosphärische Grundspannung. Diese wurde durch abwechselnde Handlungsstränge aus verschiedenen Perspektiven erzeugt. Bei einigen davon war für mich als Leserin lange Zeit unklar, wie sie sich ins Gesamtbild einordnen könnten. Andere zielten auf das Privatleben der Ermittler ab und zeigten auf, wie sich dieses weiterentwickelt.
Ich persönlich mag es sehr, wenn ich von Ermittlern auch Privates erfahre und empfinde das in Krimis oder Thrillern immer als Auflockerung. Die Menschen, die hinter der Ermittlung stehen, werden mir dadurch sympathisch und ich kann deutlich besser mit ihnen mitfiebern, als wenn ich sie nur auf dienstlicher Ebene kennenlerne. Hanna, Daniel und Anton, als Hauptfiguren der Reihe, habe ich wirklich ins Herz geschlossen. Natürlich darf der Fall an sich auch keinesfalls zu kurz kommen. Das tut er jedoch nicht und die Autorin hat, meiner Meinung nach, auch in diesem Buch wieder genau die richtige Mischung gefunden.
Die Ermittlungen wirkten auf mich wieder sehr realistisch. Ich konnte lange Zeit gut miträtseln, wer denn nun der Täter ist und Kandidaten dafür gab es etliche. Trotzdem wurde ich kurz vor dem Ende, als es die Autorin endlich preisgab, davon wieder komplett überrascht, weil ich diese Person dafür überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Und, obwohl der Fall auch in diesem Buch wieder abgeschlossen ist, gab es im Privatleben der Ermittler wieder sehr interessante Entwicklungen, die nach einer Fortsetzung schreien. In Originalsprache gibt es davon sogar schon zwei.
Ich hoffe nun wieder einmal, dass die deutsche Übersetzung des nächsten Buches nicht so lange auf sich warten lässt, denn ich möchte es auf jedem Fall auch wieder lesen. Insgesamt hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich kann es definitiv weiterempfehlen. Neueinsteigern rate ich allerdings dazu, die Reihe mit dem ersten Buch Kalt und Still - zu beginnen und in der richtigen Reihenfolge weiterzulesen, um einen Informationsvorsprung und damit eine leichte Spannungsminderung beim späteren Lesen der Vorgänger zu vermeiden.