Englische Liebschaften ist ein herrlich unterhaltsamer und pointiert erzählter Roman, der auf ebenso charmante wie bissige Weise das Leben in der britischen Oberschicht zwischen den Weltkriegen schildert. Im Mittelpunkt steht Linda Radlett, eine junge Frau voller Sehnsucht nach Liebe, Aufregung und gesellschaftlichem Glanz. Ihre Suche nach dem großen Glück führt sie durch verschiedene Stationen von einer langweiligen Ehe mit einem konservativen Banker über ein politisches Abenteuer an der Seite eines Kommunisten bis hin zu einem Neuanfang in Paris.
Was auf den ersten Blick wie eine turbulente Liebeskomödie wirkt, entpuppt sich schnell als klug komponierte Gesellschaftssatire. Nancy Mitford versteht es brillant, mit ironischem Unterton die Marotten und Widersprüche der englischen Upper Class zu entlarven. Ihre Figuren allen voran die schrulligen Mitglieder der Radlett-Familie sind herrlich überzeichnet, aber nie völlig unglaubwürdig. Man spürt, dass Mitford eigene Erlebnisse verarbeitet hat, was dem Roman einen besonders authentischen und fast intimen Ton verleiht.
Stilistisch lebt der Roman vor allem von seinem trockenen Humor und dem lakonischen, oft spöttischen Erzählstil. Die Handlung ist weniger eine durchgehende Geschichte als eine Sammlung von Anekdoten und Episoden was dem Lesevergnügen jedoch keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Gerade durch diese lose Struktur wirkt das Buch leichtfüßig und unterhaltsam.
Neben den amourösen Irrwegen Lindas bietet der Roman auch interessante Einblicke in den gesellschaftlichen Wandel Englands in den 1930er und 1940er Jahren, wobei der heraufziehende Krieg stets im Hintergrund mitschwingt.
Fazit:
Englische Liebschaften ist ein geistreiches, humorvolles und stellenweise überraschend tiefgründiges Porträt einer exzentrischen Familie und ihrer Zeit. Wer sich für britischen Witz, starke Frauenfiguren und einen liebevoll-ironischen Blick auf das Upper-Class-Leben interessiert, wird an diesem Buch große Freude haben.
5 Sterne und eine Leseempfehlung.