"Die bedeutendste Autorin des 20. Jahrhunderts ist Marieluise Fleißer, die hat keinen Nobelpreis bekommen, da dürfte ich ihn ja gar nicht annehmen." Elfriede JelinekDas neue Heft zu Marieluise Fleißer (1901-1974) nimmt ihren 50. Todestag und ihren 125. Geburtstag zum Anlass, eine unverwechselbare Stimme in der Literatur des mittleren 20. Jahrhunderts neu zu vernehmen. Der Band will die Aufmerksamkeit zum einen auf bislang weniger beachtete Werke und zum anderen auf neue Aspekte bekannter Texte lenken. In den Blick kommt so das Gesamtwerk nun auch in seinen medialen Kontexten (Buch, Zeitschrift, Hörfunk und Film) über die bislang meistdiskutierten Arbeiten der 1920er Jahre hinaus. Dieser Blick richtet sich zudem auf Projekte aus dem Nachlass. Damit verbindet sich erstmals die Frage nach Kontinuitäten und Veränderungen im uvre sowie die Frage nach dem Ort Fleißers im literatur-, buch- und kulturgeschichtlichen Prozess. Dazu gehört auch die Aneignung und (Selbst-)Kanonisierung seit den 1960er Jahren, die in den gesammelten Werken im Suhrkamp Verlag kulminiert. Im Mittelpunkt der bereits 1962 gegründeten Zeitschrift für Literatur TEXT+KRITIK stehen Autorinnen und Autoren sowie aktuelle Themen der deutschsprachigen Literatur, vor allem der Gegenwart, aber auch der Literaturgeschichte - die Spannweite reicht von Martin Luther über Juli Zeh bis hin zu Mangas, Comics und Graphic Novels und zu Fragen digitaler Literatur und künstlicher Intelligenz. TEXT+KRITIK vermittelt Literatur, macht mit Analysen und kritischen Essays Lust auf Lektüre und richtet sich an alle, die an literarischen Fragen interessiert sind und sich mit Literatur beschäftigen. Die Herausgebenden und Beitragenden der Reihe sind ausgewiesene Fachleute aus Wissenschaft, Journalismus und Kulturvermittlung sowie die Autorinnen und Autoren selbst.
Inhaltsverzeichnis
INHALT
R[ené]. K[raus].
Ein junges Mädchen schreibt Tragödien. Gespräch mit Marie Luise Fleißer
Kommentar von Gustav Frank
Ulrike Vedder
Fleißers Mädchen
Andreas Betz
Interesse am "Miracle Girl"? Marieluise Fleißers "Notizen zu Konnersreuth"
Gustav Frank
"Ein Pfund Orangen und 9 andere Geschichten der Marieluise Fleißer aus Ingolstadt". Georg Salters typografischer Umschlag erzählt eine Kulturgeschichte
Gustav Frank
Fleißer erzählt neun Geschichten vom 'scheiternden Ausbruch' und eine vom 'glückenden Aufbruch'
Stefan Scherer
"Muskelgefühle". Die Logik des Produziertseins von Fleißers frühen Erzählungen
Klaus Wieland
Der kleine Mann ist für die neue Frau uninteressant. Gender-kritische Überlegungen zu Marieluise Fleißers Roman "Mehlreisende Frieda Geier"
Lisa Wille
Die Sehnsucht nach Mode und Heiterkeit. Marieluise Fleißers farbenreiches Bilderbuch "Im Wirtshaus ist heut Maskenball"
Katharina Heigl
Aufbruch und Scheitern nach 1945. Zwei Erzählungen und ein Hörspielexposé von Marieluise Fleißer
Gustav Frank / Stefan Scherer
Marieluise Fleißers queere Erzählung von der 'Wahrungsreform' und dem Ende der 'Synthetischen Moderne'
Ursula von Keitz
"Haben Sie nicht Lust, etwas für den Film zu schreiben?" Eine Lektüre von Marieluise Fleißers Drehbuchentwürfen
Michael Töteberg
Missglückte Huldigung. Rainer Werner Fassbinder bearbeitet "Pioniere in Ingolstadt"
Sabine Barben
"Die natürlichen Machtmittel des Mannes". Sexualisierte Gewalt in Marieluise Fleißers Roman "Mehlreisende Frieda Geier" (1931) und seiner Neufassung "Eine Zierde fur den Verein" (1972)
Martina Neumeyer
Auswahlbibliografie Marieluise Fleiser (1980 bis 2025)
Notizen