Ich kann mich noch an die Anfangszeiten mit Kyra Groh erinnern. Da war sie bei Forever noch eine kleine Nummer, aber ich fand die Titel immer schon super lustig und genauso ließen sich dann auch die Bücher sowie ihre Social Media-Beiträgen lesen. Einfach eine Autorin, mit der man sofort gerne befreundet wäre, weil kein Auge trocken bleibt vor Lachen. Deswegen ist es auch so genial, dass sie inzwischen richtig durch die Decke gegangen ist. Auch wenn ich nicht alles von ihr lesen konnte, zumal sie schreibt wie am Fließband, aber bei dem Auftakt ihrer neuesten Reihe, The Pumpkin Spice Latte Disaster, war ich jetzt gerne dabei.
Ich habe den Auftakt als Hörbuch gehabt und ich muss einfach sagen, wer gerne auch mal hört, dem kann ich nur allerwärmstens ans Herz legen, es hier auch mit der Hörbuch-Version zu probieren, denn diese ist ein echtes Erlebnis! Sarah Dorsel und Leonard Hohm habe ich beide das erste Mal gehört und ich kann nur sagen, immer gerne wieder. Dorsel war auf die ganze Art von Jude herrlich besetzt, weil sie das Schlagfertige, das Sprüchefeuerwerk und alles damit Verbundene spritzig-locker rübergebracht. Für mich die aber noch größere Entdeckung war Hohm als James. Da gab es so viele Szenen, in denen man regelrecht dachte, da spricht nicht nur jemand, da schauspielert jemand. Die ganzen witzigen Szenen wurden dadurch nochmal intensiviert und ich musste doch da sehr lachen.
Kommen wir jetzt aber zum eigentlichen Buch. Man merkt schon, dass sich Grohs Stil etwas geändert hat. Ihre ersten Forever-Titel habe ich immer abseits des Mainstreams empfunden. Während andere unbedingt alles ins Ausland als Setting verlegen mussten, waren Grohs Geschichten einfach herrlich deutsch. Ich fand sie sehr unangepasst und genau deswegen fiel sie auf. Mit größerem Marketing, aber natürlich auch mehr Schreiberfahrung kann sich vieles ändern und ich finde, dass man es der Reihe anmerkt. Aber kritisch sehe ich das keinesfalls. Kleinstadtfeeling in England, mehr konkret zu konstatierende Tropes, Titel, die ein Muster ergeben, das ist einfach heute Standard und es zieht an. Wem könnte ich das also vorwerfen, zumal mir eins ja auch am wichtigsten ist: Ich wollte immer noch Grohs unverkennbare Erzählstimme haben und die ist da. Ihre ganzen Geschichten, die schrulligen Figuren, die Dialoge, der ganze Humor, das fühlt sich wirklich herbstlich-gemütlich an.
Durch die Buchreihen bei Loewe Intensiv wurde auch schon deutlich, dass Groh Humor nicht mehr als einziges Markenzeichen sieht, sondern sich auch gerne mit tiefgründigeren Themen auseinandersetzt. Ich finde zwar, dass The Pumpkin Spice Latte Disaster das übertrieben bedient, aber es ist Tiefgang drin und das macht daraus insgesamt eine so reiche Geschichte. Jude ist als Charakter extrem weit weg von mir. Ihre Rastlosigkeit, ihre Unbeständigkeit, wie sie Beziehungen führt, und dennoch habe ich sie als Mensch so gut verstehen können. Spätestens die Erklärung, was einst in Lower Whilby passiert ist, rundet das Bild dann ab. Genauso ist aber auch James wilde Familiengeschichte unterhaltsam und voller Entdeckungen. Und bei Paaren, die sich solche Wortgefechte liefern, da bin ich immer schnell am Haken. Zudem werden die nächsten Bände auch schon gut vorbereitet. Da habe ich richtig Brock drauf, wenn ich an das Potenzial schon denke.
Fazit: Kyra Groh ist in vielen Aspekten mehr Mainstream geworden, aber was für andere ein Nachteil ist, ändert bei ihr nicht ans der Qualität ihrer Bücher. The Pumpkin Spice Latte Disaster war als Hörbuch ein echtes Erlebnis und ich habe Grohs Stimme darin auch wunderbar wiedererkannt. Verrückte Geschichten mit viel Humor, aber auch Tiefgang, das habe ich erhofft und auch bekommen. Daher geht eine dicke Empfehlung raus!