In seinen Filmen setzt David Lynch das Rätselhafte als Erzählstrategie ein. - LOST HIGHWAY bringt das Phantasma einer Flucht auf die Leinwand: Während Fred Madison auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wird, imaginiert er sein alter ego Pete Dayton. Dabei folgt LOST HIGHWAY der Struktur der Kurzgeschichte AN OCCURRENCE AT OWL CREEK BRIDGE von Ambrose Bierce, in der sich Peyton Farquhar seine Flucht ausmalt, obwohl er zeitgleich gehängt wird. Dessen Name ist dem von Freds alter ego eingeschrieben: PEYTON - PEte daYTON. Der gelbe Mittelstreifen des Highway, der den Film leitmotivisch durchzieht, referiert auf den Strick, an dem Peyton gehängt wird. Freds Phantasie transformiert die Stromstöße in grelle Blitze, die den Film durchzucken, übersetzt seine Schreie in ein Freejazz-Saxophonsolo etc. Mit der imaginierten Beziehung von Pete und Alice versucht Fred, seine Hinrichtung und den Mord an seiner Frau Renee ungeschehen zu machen. Als dies misslingt, verschiebt er den Mord von Renee auf seinen Nebenbuhler Dick Laurent. Doch am Ende des Films kann Fred dem Tod durch electrocution nicht entgehen: Statt am Lenkrad seines Wagens sitzt er auf dem elektrischen Stuhl, und die Lichtbögen der elektrischen Ladung sind in die blinkenden Polizeilichter transformiert, die ihn vermeintlich verfolgen. In dem Beitrag werden desweiteren die Funktion der subjektiven Kamera sowie die Rolle des mysteriösen Mannes geklärt und aufgezeigt, dass die Strip-Szene in LOST HIGHWAY strukturell eine Sequenz aus David Lynchs BLUE VELVET wiederholt.