Ich fange wirklich viele Rezensionen damit an, wie viele deutsche Autoren ich mit schönen Covern schon im Auge behalten habe, aber konkret gelesen habe ich von ihnen bis zum berühmten Buch X nichts. Bei Julia Pauss gilt das ebenfalls. Ich habe ihre anderen Bücher schon wahrgenommen, aber das Cover für ihre erste Romantasy Heart of the Damned hat einfach nochmal richtig rausgestochen, sodass ich zugegriffen habe.
Ich habe den Auftakt der Dilogie als Hörbuch gehabt. Während ich Rebecca Veil schon öfters gehört habe und ihre Stimme auch sehr angenehm empfinde, muss ich nun schon zum zweiten Mal sagen, dass Fynn Engelkes als Hörbuchsprecher, gerade für romantische Inhalte, für mich nicht funktioniert. Es ist das zweite Mal nach Foul Play von Laura Willud, dass ich ihn im Ohr habe und auch dort habe ich mich schon kritisch geäußert. Hauptknackpunkt ist für mich, wie Engelkes alle andere Charaktere intoniert, außer die Rolle, die er konkret darstellt. Das wirkt so künstlich und vor allem für die weiblichen Charaktere. Es war schon verrückt, wenn ich gerade Veil als Scarlett im Ohr hatte, dann wechselt die Perspektive und Engelkes gibt den Passagen der Figur etwas mit, was überhaupt nicht übereinstimmt und was wie eine Persiflage wirkt. Zum Glück waren die intensivsten Szenen alle aus Scarletts Sicht geschrieben, aber es gab genug Momente, in denen mich über die Art des Erzählens geärgert habe und dadurch den Faden beim Hören verloren habe. Das muss einfach nicht sein. Die Stimme funktioniert bei dieser Art von Geschichten für mich einfach nicht.
Kommen wir jetzt aber zum Inhalt. Romantasy hatte ich dieses Jahr noch nicht viel, dementsprechend hat mich das auf jeden Fall gereizt, aber ich fand es auch cool, weil der Markt sonst eher international in dem Genre besetzt ist, wir aber jetzt hier eine deutschsprachige Autorin haben. Ich kann auch gleich sagen, dass mich der Inhalt und die Aussicht, dass es in zwei Bänden über die Ziellinie kommen wird, sehr überzeugt. Denn das Tempo ist durchgängig hoch. Der Cliffhanger sitzt perfekt und es ist jetzt schon klar, dass genug Potenzial für einen zweiten Band da ist, ohne dass wir aber die Längen eines Zwischenbandes vermuten müssen. Das macht mich echt etwas aufgeregt. Auch wenn im Bereich Romantasy sicherlich viele Parallelen zu entdecken sind, so finde ich die Zwangsehe hier als Trope mit Scarletts Fähigkeiten extrem spannend. Der Anfang hat dadurch gleich mit Ausrufezeichen gearbeitet und wir sind schnell an einem Punkt gewesen, an dem man am Haken war.
Was ich aber als Kritik an dieser Stelle zwischen schieben möchte, das ist das World Building. Das ist für mich eigentlich immer der Aspekt, der zwischen fünf und vier Sternen unterscheidet, wenn ansonsten alles stimmt. Ich habe keine große Vorstellungskraft, gerade bei Fantasy brauche ich Hilfestellung. Ich brauche keinesfalls eine runtergebetete Einführung, aber ich profitiere auf jeden Fall davon, wenn relativ früh immer wieder was eingebunden wird, um mir die Welt sortieren zu können. Natürlich gibt es auch immer das Hindernis, dass man Enthüllungen haben möchte und darf als Autor dann an dieser Stelle nicht zu früh preisgeben. Es ist also ein Spagat, aber hier fand ich es insgesamt recht wenig. Ich habe die Welt für mich als relativ simpel abgespeichert und trotzdem hatte ich diverse Fragen im Kopf, wie wohl was wie passiert ist, was sind die Grenzen etc. In den Büchern hat man oft auch Landkarten, vielleicht sogar ein Glossar, was bei Hörbüchern so nie ideal abgebildet werden kann. Aber das war für mich eine Bewertungsaspekt, der mich neben der männlichen Hörbuchstimme auch beschäftigt hat.
Kommen wir nun aber wieder zurück zu dem, was funktioniert. Ich fand es gut, dass es relativ wenig Figuren insgesamt gab. Das war leichter zu sortieren und es hat dennoch gereicht, um die Handlung spannend zu gestalten. Auch die verschiedenen Arten von Beziehungen kam zur Geltung. Von Beziehungen mit vielen Vorurteilen, die sich positiver entwickeln, umgekehrt gefestigte Beziehungen, die Risse bekommen. Sofortige Seelenverwandtschaft. Es gab da viele Schichten. Scarlett und Ren funktionieren für mich auch als Helden der Geschichte. Scarlett als eher Antagonistin eingeführt, die aber ein Heldensein in sich hat, das immer wieder rausgekitzelt wird und umgekehrt Ren, den wir durch Scarletts Augen eigentlich eher suspekt betrachten, der aber aufgrund seiner Liebe für seine Heimat und sein Verantwortungsgefühl etwas anrührt. Mir hat auch das Miteinander sehr gut gefallen und dass beide jeweils für sich ihre großen Momente hatten, ohne sich immer gegenseitig retten zu müssen. Beide sind stark für sich und das zieht sie untereinander wohl auch an. Wie gesagt, es endet alles wirklich ideal. Es hat sich so viel aufgebaut und die Geschichte hat mit vielen verschiedenen Arten von Antagonisten gearbeitet. Die unsichtbaren, die Feinde in einem selbst und am Ende dann eben jemand, der sicherlich viel den zweiten Band dominieren wird. Dazu die ganzen Geheimnisse. Hier hat mich genug bei der Stange gehalten und ich bin sehr sicher, dass der zweite Band das auffangen wird, was hier initiiert wurde.
Fazit: Heart of the Damned von Julia Pauss hat mich insgesamt auf jeden Fall überzeugt. Das World Building ist vielleicht etwas knapp und bei der Hörbuchversion hat mich die männliche Stimme etwas vertrieben, aber rein inhaltlich habe ich charakterlich, von den Wendungen und der Spannung her viel geboten bekommen. Das Niveau wird im Abschluss sicherlich bestätigt werden.