Der düstere Thriller zog mich mit gezielter Präzision in ein Netz aus Geheimnissen und Misstrauen. Die Geschichte startet mit einem brutalen Mord, gefunden in einem anonymen Hotelzimmer, kein Ort der Nähe, keine Spur der Vergangenheit. Doch für Hanna wird dieses Verbrechen zur persönlichen Erschütterung, denn die Schlüsselkarte zu jenem Zimmer steckt in Max Tasche ... genau ihr Mann.
Kathryn Croft spinnt ein fein gezweigtes Netz aus Emotionen: Hanna schwankt zwischen Empathie, Angst und zerstörerischer Neugier. Stück für Stück entblättert sich ein Psychogramm. Betrug? Mord? Lüge? Croft baut eine beklemmende Spannung auf, die sich nicht über Effekthascherei definiert, sondern durch leise Unsicherheit und die alltägliche Frage: Wie gut kennt man den Menschen, mit dem man sein Leben teilt?
Die Autorin hält sich nicht mit blutiger Action auf, stattdessen inszeniert sie atmosphärisch dichte Kapitel, in denen jeder Blick, jedes unbedachte Wort zur Schlüsselszene werden kann. Crofts Stärke liegt im psychologischen Detail; Heimlichkeiten, plötzlich aufflackernde Wut, das bedrückende Gefühl, selbst in der gewohnten Umgebung zur Fremden zu werden. Der Stil bleibt modern, leicht zugänglich, doch mit Tiefgang. Ich fühlte mich nicht nur als Beobachterin, sondern Teil von Hannas innerem Monolog, mit jedem Zweifel und jeder Reflexion.
Ohne allzu finales Aufdecken schält sich ein überraschendes Ende heraus: Nicht dramatisch, sondern konsequent psychologisch.
Am Ende bleibt die Frage: Was würdest du tun, wenn der Verdacht dein Herz trifft?