Das Waisenmädchen Philomena lebt auf der Straße und schlägt sich mit Schuhputzen durch. Jeden Tag findet man sie vor der Praxis des Psychiaters Sigmund Freud, um den Großkopferten die Schuhe zu pflegen. Dabei erteilt sie manchmal auch den ein oder anderen praktischen Rat. Ihr Rufname "Philomena Freud" kommt daher nicht von ungefähr. Als eines Tages Sidonie von Wallersee verdächtig wird, die Gräfin und zugleich ihre Erbtante mit einer Haarnadel, auf der eine diamantene Spinne thront, ermordet zu haben, wird Philomena hellhörig. Schließlich ist Sidonie bei Sigmund Freud in Behandlung, um ihre Albträume sowie ihre extreme Spinnenphobie in den Griff zu bekommen...
Philomena Freud hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und das trotz eines kleinen Hakens: Ich habe schon ziemlich früh durchschaut, wer, warum und wie hinter allem steckt. Die Handlung war für mich daher vorhersehbar, doch der Showdown war trotzdem packend und hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.
Der historische Jugendroman lebt vor allem von seinen einprägsamen Figuren. Sie sind durchweg liebevoll und detailliert gezeichnet, auch wenn man natürlich nicht alle gut leiden kann - es gibt auch Figuren für die Antipathie ;). Besonders Philomena habe ich aber sofort ins Herz geschlossen. Sie ist frech, gewitzt und mit einem Herz aus Gold ausgestattet. Sie trägt die Geschichte mit so viel Witz und Eigenwilligkeit, dass man einfach weiterlesen muss. Aber auch die anderen Straßenkinder, ihr Hund Kaiser Franz, ihr Bruder und die Angestellten der Gräfin bringen herzallerliebste Momente mit sich.
Der Schreibstil ist flüssig, jedoch musste ich mich an den Wiener Dialekt erst einmal gewöhnen, aber als ich drin war, hat er dem Ganzen einen ganz eigenen Charme verliehen. Zudem gibt es für Jugendliche im Anhang ein Glossar, um eine Übersetzung für das ein oder andere Wort nachschlagen zu können.
Das historische Setting wirkte unglaublich authentisch; die damaligen Verhältnisse wurden so lebendig beschrieben, dass ich beim Lesen regelrecht in diese Zeit eintauchen konnte.
Fazit: Der Roman ließ sich in einem Rutsch weglesen und ich hoffe sehr, dass es noch weitere Abenteuer mit Philomena geben wird, denn ich ich wäre auf jeden Fall wieder dabei!