In Die Spur der Vertrauten erzählt Christelle Dabos von einer dystopischen Welt, in der jeder Mensch seinen exakt vorbestimmten Platz hat. Durch den Instinkt bekommen die Menschen eine Berufung, der sie konsequent folgen. Die gesamte Gesellschaft ist hierarchisch durchstrukturiert und Individualität praktisch verboten. In dieser Welt versuchen Claire und Goliath, ihren eigenen Weg zu finden. Im Verborgenen machen sie sich daran, das Geheimnis der verschwundenen Jugendlichen aufzudecken. Anhand ihrer Abenteuer zeigt die Autorin, wie ein autoritäres System funktioniert und wie fest verankert die Menschen in ihren angestammten, scheinbar unveränderlichen Rollen sind. Kapitelweise switcht Christelle Dabos dafür zwischen den Perspektiven ihrer Figuren hin und her. Ihr geht es um die Wahrung von Individualität, um eigenständiges Denken und subversiven oder sogar offenen Widerstand.
Nicht umsonst lautet der französische Originaltitel Nous, was nicht nur Wir bedeutet, sondern in der griechischen Philosophie auch für den menschlichen Intellekt, für geistiges Erfassen, Erkennen und selbstbestimmtes Denken steht. So ist Die Spur der Vertrauten von Christelle Dabos eine fantasievoll-fesselnde Jugend-Dystopie, die sich mit Selbstbestimmung, Individualität, Widerstand, Freundschaft, Familie und Liebe auseinandersetzt. Bestens gelesen von Christiane Marx.