Pip ist noch immer bei ihren Eltern, obwohl ihre Tochter inzwischen 16 Jahre alt ist und sie selbst 32. Seit sie so jung Mutter wurde, ist die Zeit für ihre Eltern stillgestanden und auch Pip hat nichts daran geändert. Ihr einziger Widerstand sind ihre Origami-Kunstwerke. Das hat mich anfangs so wütend gemacht, dass ich fast abgebrochen hätte. Die ganze Gängelei, die Vorschriften, die sich Pip gefallen lässt, regt mich wirklich enorm auf.
Ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, warum sich Pip alles hat gefallen lassen, sowohl von ihren Eltern, als auch von Sammy Wolverson. Warum Jamie nicht irgendwann eingegriffen hat, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Immerhin ist ihre Tochter kein kleines Kind mehr und mal im Ernst, wie soll sie denn Achtung, Respekt, Anerkennung für ihre Mutter und den Vater empfinden, wenn diese sich stets und ständig duckt? So ein bisschen Gilmore-Girls in arm und zu devot kommt da rüber. Ich hätte die Story akzeptiert, bis Pip und Jamie Anfang 20 wären, aber mit 32 ist mir das zu krass. Pips Origamigedichte, ihr winziges Zimmer, ihr eingeschränktes, kontrolliertes Leben und dann noch der Kuppelversuch mit dem Ekelpaket Sammy verlangten sehr viel Ausdauer von mir ab, der Story weiter zu folgen. Man hat hier das Gefühl, dass die Story aus der Zeit gefallen ist und eigentlich in die Zeit von vor 100 Jahren spielt. Da wäre das Verhalten der Figuren stimmiger gewesen.
Auch wenn alle regelrecht unterwürfig die Familienmitglieder der Wolversons behandeln und ihnen alles durchgehen lassen, weil der halbe Ort dort arbeitet, schwillt mir der Kamm. Pips Schweigen zu allem, dass sie niemals etwas sagt, sondern alles nur denkt, wenn es nicht dem entspricht, was ihre Eltern erwarten, macht mich enorm wütend. Bis sich daran etwas ändert, vergeht viel zu viel Zeit. Man ahnt zwar von Anfang an, wie die Story enden wird, aber das stört mich nicht. Mich stört dagegen total, wie lang Pip braucht, um sich zu entwickeln und auszubrechen, obwohl schnell klar wird, dass die Menschen in ihrem Umfeld sie sehr mögen.
Warum gebe ich dann doch vier Sterne, wenn ich mich so ärgere? Weil die Story an sich sehr gut geschrieben ist und ich Sandra Voss sehr gern gelauscht habe. Pips Verhalten war blöd, nicht aber die Schreibkunst der Autorin. Und irgendwie ist es doch auch eine Leistung, eine Leserin oder Hörerin so auf die Palme zu bringen mit der Protagonistin, oder etwa nicht?