Wie wurde das Wissen der Inhaftierten im System der nationalsozialistischen Lager ausgebeutet? Wie wurde unter mörderischen Bedingungen in den Lagern Wissen gewonnen? In den nationalsozialistischen Zwangsstätten wurden nicht nur das Leben und die Arbeitskraft der Inhaftierten ausgebeutet, sondern auch ihr Wissen. Umgekehrt wurden die Lager auch zu Orten der (vermeintlichen oder tatsächlichen) Gewinnung von Wissen unter mörderischen Bedingungen. Die Beiträge des Bandes gehen diesen Zusammenhängen in den Feldern der Medizin, der Naturwissenschaften und der Zwangsarbeit für wissensbasierte Industrien nach. Dabei steht unter anderem die Frage im Raum, in welchem Verhältnis die Gewinnung von Wissen an Inhaftierten und die Ausbeutung ihres Wissens zu den gesellschaftlichen Wissenssystemen der Zeit standen, insbesondere zum akademischen System. Welche Konsequenzen aus dem damaligen Geschehen müssen für die Wissenssysteme der Gegenwart gezogen werden? Aus dem Inhalt:Astrid Ley: Häftlingsärzte in Konzentrationslagern. Lebensbedingungen, Handlungsspielräume, DilemmataVolker Roelcke: Konzentrationslager als Orte de-regulierter medizinischer Forschung am MenschenMark Spoerer: Der Einsatz von KZ-Häftlingen in der deutschen WirtschaftAnne Sudrow: Forschungen zur ökologischen Landwirtschaft im Konzentrationslager DachauWolfgang Benz: Theresienstadt. Zur Wahrnehmung der Zwangsgemeinschaft durch Zeitgenossen, Überlebende und Nachfahren