Es ist Zeit für die Wahrheit: Ihre demenzkranke Mutter ist im Krankenhaus keine Patientin mehr, sie ist ein GOMER. Ein menschliches Wesen, das, oft durch Alter, verloren hat, was einen Menschen ausmacht. Die Ärzte in Weiß sind keine Götter, es sind Menschen, die langsam ihren Verstand verlieren, vor Arbeit nicht mehr weiterwissen und keine Zeit und Geduld dafür haben, sich 24 Stunden um Patienten zu kümmern.
Diese harte Wahrheit lehrte uns 1978 der Arzt Stephen Bergman unter seinem Pseudonym. Ähnlich wie Basch absolvierte auch er seine Assistenzzeit in einem Krankenhaus und ein wenig autobiographisch schildert er die großen Missstände des Amerikas der 70er und 80er.
Absurde Regeln bestimmen das Leben von Roy Basch. Eben noch Absolvent der Best Medical School, muss er sich nun in einem Krankenhaus zurechtfinden und überleben. Sein Lehrmeister der Dicke macht ihn nach und nach mit den Regeln vertraut, und hilft seinen Lehrlingen, sich zurechtzufinden. Dennoch rutscht Roy nach und nach in eine Gefühlskälte ab, die ihn nicht nur von seinen Patienten entfremdet, sondern auch von seiner Freundin. So mancher scheint dem harten Leben nicht gewachsen zu sein, Selbstmorde werden begangen und Berufe gewechselt. Und am Ende steht auch für Roy fest: aus dem Krankenhaus will er raus, er will in die Psychiatrie und bringt uns damit in den zweiten Teil: Mount Misery.
Auch wenn sich seit dem Buch vieles geändert hat, dutzende Bücher wie Die Patientenmaffia oder ähnliches, zeigt uns, dass noch immer nicht alles so ist, wie es in Krankenhäusern zu sein scheint. Realistisch und vor allem erschreckend stehen wir zusammen mit Roy in diesem Krankenhaus, sagen uns, dass das doch nicht wahr sein kann und nach und nach verliert man schon selber die Achtung vor den Patienten und schimpft mit Gomer um sich. Bis zu dem Punkt, an dem auch Roy merkt, dass es das nicht sein kann.
House of God hat viel bewegt. Nicht umsonst gibt es auch das Vorwort in diesem Buch. Noch heute lesen viele Mediziner dieses Buch, fühlen sich verstanden und zeigen damit auch uns, dass unsere Reformen schon lange nichts mehr nützen. Dennoch ist es auch an einigen stellen witzig und daher angenehm zu lesen - auch wenn man sich das jetzt nicht vorstellen kann.
House of God würde ich jedem ans Herz legen, aber nicht vergessen, selber ab und an den Puls zu fühlen!