Wenn man Fan eines bestimmten Genres ist, dann gibt es innerhalb dieses Genres immer auch einige Bücher, die ein absolutes Must-Read sind. Und wenn man Fan von Thrillers ist, dann kommt man über kurz oder lang auch nicht an Cody McFadyen vorbei. Mehr als einmal habe ich gehört, dass eingefleischte Fans dieses Genres behauptet hatten, dass kein Buch je so brutal war, wie dieses hier. Davon musste ich mich aber selbst überzeugen.
Smoky Barrett ist eigentlich die geborene FBI-Agentin. Sie hat einen Sinn für die Ermittlungen, kann sich in die gesuchten Täter hinein denken und arbeitet mit ihrer Waffe, als wäre sie eine Verlängerung ihres Armes. Doch eines Tages steht sie plötzlich auf der Opferseite eines Falles. Ein kaltblütiger Mörder findet sie und ihre Familie. Am Ende der Nacht ist Smokys Mann und ihre Tochter tot, sie auf ewig entstellt.
Das Buch beginnt zu einem Zeitpunkt, zu dem Smoky mitten in ihrer Trauerphase feststeckt. Auf einen Schlag verlor sie ihre ganze Familie. Sie steckt in ihrem eigenen Kokon fest, bis ein weiterer schrecklicher Fall sie in die Außenwelt zurück reißt. Ihr ehemaliges Team bearbeitet den Mord einer jungen Frau. Und diese war früher Smokys beste Freundin. Doch diese Verbindung reicht noch nicht aus. Denn der Mörder, der die Tochter des Opfers tagelang an dieses festgebunden hat, hat Smoky Barrett ganz persönlich angesprochen.
Die Geschichte an sich ist schon harter Tobak. Da darf man nicht zimperlich sein. McFadyen hat keine Probleme damit, von Blut, Gedärmen und brutalen Szenen zu schreiben. Schon allein der Grundfall, der dem Buch zugrunde liegt, ist wirklich und wahrhaftig nicht ohne. Da kann man schon mal Alpträume davon bekommen. Doch dieses Buch überzeugt nicht nur durch seine lebensnahen Schilderungen, die einem die Gänsehaut den Rücken rauf und runter jagen. Beim Lesen von Die Blutlinie denkt man immer wieder, dass es brutaler und schrecklicher nicht mehr werden kann. Und immer wieder setzt McFadyen einen drauf und es gibt einen neuen unheimlichen Höhepunkt.
Die Geschichte hat auch Hand und Fuss. Die Storyline, die Cody McFadyen sich da ausgedacht hat, lässt Konkurrenten im gleichen Genre wirklich alt aussehen. Er hat sich nicht nur einen raffinierten Mordfall ausgedacht, er hat auch seine Charaktere brilliant ausgestaltet und diese auf eine unglaublich beeindruckende Art und Weise in seine Geschichte eingebunden. Smoky ist dabei nicht die 08-15-Protagonistin, die sonst so gerne in Thrillern auftaucht. Sie hat wirklich einen Schicksalsschlag erlitten und leidet noch immer darunter. Sie konnte mich als allererste Protagonistin in diesem Bereich wirklich berühren.
Gemeinsam mit sämtlichen anderen Charakteren wird man als Leser immer tiefer in die Geschichte hinein gezogen. Es ist wie ein Strudel, der sich immer schneller und schneller dreht und einen einfach nicht mehr loslässt. Dabei könnte man dem Autor vielleicht als Kritikpunkt ankreiden, dass er sich ebenfalls des Jack the Rippers-Zugpferdes bedient hat. Sowas zieht einfach immer. Und das wusste McFadyen auch. Wie gesagt, könnte man da einen kleinen Punkt zum Meckern sehen, denn die Idee ist einfach nicht mehr neu. Allerdings mag ich Bücher, die sich auch heute noch mit dem wohl geheimnisvollsten Serienmörder aller Zeiten beschäftigen. Für mich daher kein Grund, einen Punkt abzuziehen.
Ganz groß war auch die Charakterzeichnung, die der Autor hier beweist. Ganz allergisch reagiere ich immer darauf, wenn einem Ermittler ein Team zur Seite gestellt bekommt und dieses Team letztlich unglaublich blass bleibt. Das kann ja soweit gehen, dass man sich zwar die Namen merken kann. Wer da dann allerdings wer ist, da wird es dann schon schwierig. In Die Blutlinie war das mal erfrischend anders. Smokys Team besticht durch vier ganz eigene und wirklich prägnante Charaktere. Nicht nur, dass man schön weiß, wer da gerade wer ist. Man schließt alle auch schnell ins Herz, auch wenn sie nicht nur mit positiven Merkmalen ausgestattet wurden.
Dass Die Blutlinie so dermaßen in den Himmel gelobt wird, hat definitv seinen Grund. Das Buch lässt sich einfach nicht mehr aus der Hand legen, wenn man einmal angefangen hat, zu lesen. Allerdings sollte man starke Nerven und einen stabilen Magen haben. Doch wenn man auf die blutigen Bücher steht, dann kommt man an dieser Reihe einfach nicht vorbei. McFadyen hat eine reißende Geschichte mit ausgeklügelten Charaktere und einer spannenden Storyline geschrieben. Hier kann ich daher nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben.