Die Romane von Wilhelm Genazino kennen keine glorreichen Helden, sie beschreiben keine romantischen oder gar leidenschaftlichen Liebesbeziehungen, sie handeln nicht von den Gewinnern dieser Welt.
Immer wieder richtet der Frankfurter Schriftsteller seinen literarischen Blick auf die Außenseiter, nicht unbedingt jene, die gänzlich aufgegeben und verloren außerhalb der Gesellschaft leben. Nein, seine Figuren leben mitten in der Gesellschaft, gehen einem Beruf nach, haben eine Beziehung oder sind verheiratet.
Sie mühen sich alle miteinander so gut es geht um ein gutes Leben, manchmal suchen sie auch nach Sinn und fragen sich , was das nun alles soll mit dieser existentiellen Tristesse. Denn darunter leiden sie alle: ich nenne es existentielle Tristesse.
So auch die Hauptfigur des neuen, vorliegenden Romans, Gerhard Warlich. Er ist promovierter Philosoph, kann das auch nie verleugnen, was seiner Lebenszufriedenheit nicht unbedingt weiterhilft, und arbeitet seit vielen Jahren als Leiter einer Wäscherei, nachdem er nach dem Studium dort als Aushilfsfahrer angefangen und ohne viel dafür zu tun, allein durch seine natürlich Intelligenz aufgestiegen ist. Es ist kein aufregendes, aber ein absolut sicheres Dasein, das er da führt. Er lebt seit langem zusammen mit Traudl, einer lebensklugen und sympathischen Frau, die Gerhard Warlich so zu nehmen gelernt hat, wie er ist.
Doch als sie ihm eines Tages ihren Wunsch nach einem Kind gesteht, gerät seine ganze, doch so sicher geglaubte Existenz ins Wanken. Er weiß nicht, was er tun soll, und sein Leben gerät aus dem Gleis.
Eine mit viel Ironie erzählte Geschichte. Genazino denunziert seine Figuren nicht und er liebt sie auch nicht; er beschreibt, was er beobachtet, vielleicht auch angereichert durch viele eigene Lebenserfahrungen, und was ihn beschäftigt. Er hat eine gleichsam natürliche Solidarität mit diesen schrägen Typen seiner Bücher, die Menschen, die nur auf der Sonnenseite leben und die anderen nicht sehen wollen oder können, fremd bleiben wird.
So gesehen sind die Romane Genazinos nicht jedermanns Ding. Sollen sie auch nicht.
Dennoch, es bleibt Hoffnung. Warlich sagt am Ende: Eine Art Glück durchzittert mich. Offenbar kann ich, trotz allem, immer noch wählen, wie ich in Zukunft leben will.
Warum er das sagt, wird nicht verraten. Wichtig ist, dass man sich entscheiden kann im Leben. Es gibt immer eine Alternative. Niemand ist der Sklave seines Schicksals.