Obwohl der Rezensent persönlich weit entfernt ist vom Vegetarismus und vom Veganertum, in Maßen Fleisch und Wurst isst und das auch moralisch nicht verwerflich findet, verfolgt er mit Interesse die in den letzten Monaten und Jahren immer stärker werdende Debatte um die Massentierhaltung und die Kritik von mehr oder weniger radikalen Tierschützern daran. Einige TV-Talkshows zu diesem Thema brachten mir wenig Aufschluss, außer der Erkenntnis, wie unversöhnlich sich Gegner und Befürworter des Fleischkonsums des Menschen da gegenüberstehen. Eine Mitte scheint es in dieser Debatte, die fast schon religiöse und stellenweise fundamentalistische Züge angenommen hat, nicht zu geben.
Es gibt nur pro und contra und das unerbittlich.
Deshalb war ich auf das neue Buch von Karen Duve sehr gespannt, die mich mit ihrem letzten Roman "Taxi" sehr überzeugte. Ehrlich und erfrischend unideologisch dokumentiert sie in "Anständig essen" einen Selbstversuch, der sie von einer eher gedankenlosen Fleischesserin zu einer überzeugten Vegetarierin gemacht hat, die nun auf dem Land zusammen mit Menschen und Tieren lebt.
Zuvor allerdings hat sie alle im Angebot befindlichen Arten, sich zu ernähren nicht nur selbst ausprobiert, sondern auch ihre jeweilige Weltsicht studiert und analysiert. Das ist eine der großen Stärken dieses Buches, dass es auch für Menschen wie den Rezensenten nachvollziehbare und unideologische Informationen liefert, die dem Leser die freie Entscheidung ermöglichen.
Es ist beeindruckend, wie schonungslos und kritisch die Autorin hier nachvollziehbar mit ihren eigenen Gewohnheiten umgeht und wie sie, wie schon in ihren Romanen, mit einem ihr eigenen Humor die ganze Sache betrachtet.