Madame de Chatelet lebte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich.
Man war erstaunt und irritiert über ihre Begabung und ihr Wissen, das sie als ausgezeichnete Mathematikerin auswies, denn emanzipierte Frauen gab es damals noch nicht. Sie war ihrer Zeit weit voraus und könnte mit unserem heutigen Denken als modern bezeichnet werden.
In ihrer kleinen Abhandlung über das Glück kommt ihre Weisheit, Einsicht und logische Klugheit zum Ausdruck.
Seit der Antike hat die Frage nach dem Glück die Philosophen bewegt. An die Tradition dieses Denkens knüpft Madame de Chatelet in ihrem Diskurs an. Da geht es um die Liebe, die Leidenschaft, um Vorurteil und Schicklichkeit und um die Wissenschaft als Quelle des Glücks. Illusionen stehen gegen Vorurteile und Irrtum: die Illusion beschreibt sie als subjektive Wahrheit, die durchaus ihren Platz im Denken haben darf.
In ihrer Abhandlung behandelt sie die Tugenden des Seins und der Wahrhaftigkeit und des maßvollen Lebens, dem sie eine bedeutsame Rolle bei der Erfahrung von Glück zuweist.
Viele Jahre war sie mit dem Philosophen Voltaire liiert. Die Beziehung endete nach einigen Krisen 1744 endgültig.
Im Kontrast zu ihren einsichtsvollen Gedanken steht eine heiße Liebesaffäre mit dem Gardeoffizier Marquis de Saint-Lambert, die sie mit über vierzig Jahren begann. Er ist zehn Jahre jünger und steht in Diensten des Königs von Lothringen. Diese Affäre führte sie in Konflikt mit ihrer Vorstellung von Vernunft und Glück. Das ungleiche Paar löste Unwillen bei Hofe aus. Zum Skandal kam es, als sie schwanger wurde und ein Kind von ihrem Galan bekam. Nach der Geburt einer Tochter erlag sie dem Kindbettfieber.
Einige ihrer Briefe an Saint-Lambert sind im Anschluss an die Rede vom Glück abgedruckt. Darin zeigt sie sich getrieben von Eifersucht, Sehnsucht und Liebe zu ihrem Liebhaber.
Einmal mehr sieht man, dass die Liebe und Leidenschaft die Vernunft zu übertölpeln vermag!
Das Büchlein liest sich schnell und leicht und bietet doch reichlich Gelegenheit, den Gedanken dieser ungewöhnlich begabten Denkerin zu folgen.
In einem Anhang findet man Vermerke zu den Briefen und zu ihrem Leben.
Die schöne bibliophile Aufmachung aus dem Verlag Friedenauer Presse macht das Büchlein zu einem seltenen Kleinod.