Ein Roman wie dieser paßt nicht in eine Zeit, in der jeder ins Internet drängt, um sein Innerstes nach Außen zu kehren. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Mann, der behauptet er sei nicht er und dem mühsam nachgewiesen werden soll, daß er es trotzdem ist. Natürlich gehört Stiller in die Zeit der Nachkriegsliteratur, in der nach dem großen Wahn, die Frage nach dem Ich neugestellt wurde. Doch wer hätte gedacht, daß die Theamtik in Frischs Roman vor dem Hintergrund der modernen Selbstentblößung noch einmal so aktuell werden würde. Ich das sind die anderen. Ich bin Ich. Auf die Frage scheint es keine Antwort zu geben. Frischs erfrischende Beschäftung mit seinem Stiller erscheint da schon romantisch. Ein nicht ganz leicht zu lesender Roman, doch es lohnt sich, nach den grellen Blitzen der modernen Kommunikation, sich Zeit für Stiller zu nehmen. Die Zeit hat man.