Da soll noch jemand behaupten, deutsche Autoren könnten keine Kriminalromane schreiben. Ulrich Ritzel schafft es in Schwemmholz die deutsche Korruption zwischen Bauamt, Wirtschaft und Parteien so plastisch und sogleich spannend darzustellen, dass er den Vergleich mit angelsächsischen Autoren nicht zu scheuen braucht. In Kommissar Berndorf hat Ritzel nicht nur eine bärbeißige Figur erschaffen, die sich nicht abschrecken läßt, er zeigt ihn auch in all seinen menschlichen Schwächen. Um ihn herum, hat Ritzel eine schillernde Gruppe Mitarbeiter wie Tamara Wegenast, bleierner Vorgesetzter und Widersacher aufgebaut, die ein facettenreiches Bild von Ulm und seiner Umgebung bieten. Die genaue Kenntnis dieses Landstrichs trägt die Geschichte, in der zwar auch die Mafia auftaucht, aber eher am Rand als Beweis für die Nöte der heimischen Bauindustrie herangezogen wird. Der Verzicht auf spektakuläre geheime Mächte, die Schilderung des Alltags macht den Charme der Geschichte aus. In einem grenzenlosen Europa schleusen sich halt nicht nur Gewinne ein, die Konkurrenz der Billiglöhne führt den ein oder anderen vom Weg ab. Ritzel gelingt es die trockene Materie von Bauvorschriften, Gesetzesunterwanderungen, Korruption wie menschlichem Versagen Leben einzuhauchen. Er erzählt von gescheiterten Lieben und erzeugt Spannung, indem er immer wieder die Perspektive wechselt und einen im Ungewissen läßt, wie es weitergeht. Wer einen guten deutschen Kriminalroman sucht: Schwemmholz von Ulrich Ritzel.