Es hat weitaus abgeschmacktere Romane alternder Schriftsteller über eine späte Liebe gegeben. Zumeist drehen sie sich um die Liebe zu einer jungen Frau und dem unmöglichen Wunsch, selbst noch einmal jung zu sein. Bei Wellershoff reicht das Bedürfnis nach Liebe über das Körperliche hinaus. Es spielt eher mit dem Gelingen, das zu erreichen, was man sich unter Liebe vorstellt, und dabei Wege der Selbsterforschung wie der Durchleuchtung anderer beschreitet. Wellershoffs Liebeshelden bedienen sich der Mitmenschen, um zum Erfolg zu kommen, und sehen sich enttäuscht um, wenn die nicht so wollen, wie sie sich das vorgestellt haben. Leidenschaft weniger im Genitalbereich als im Besitz angesiedelt. Der Roman besticht durch seine Rücksichtslosigkeit, Wünsche bloßzustellen. Aber es ist doch legitim: zu wünschen, zu sehnen, zu träumen! Nur wenn man es vom Leben einfordert, wird es schwierig.