Der freie Philosoph Wilhelm Schmid ist in der Vergangenheit einem großen Publikum bekannt geworden mit Bestsellertiteln, in denen er verständlich erklärte, welche wichtigen Beiträge und Hilfestellungen die Philosophie liefern kann zur Kunst des Lebens. Dabei hat er sich immer wohltuend unterschieden von jener Flut von auch philosophisch angehauchten Ratgebern, die schnelle Antworten auf schwierige Fragen und wohlfeile Rezepte für Lebenslagen boten, die eben nicht so einfach zu bewältigen sind. Immer wieder hat er die eigene Erkenntnisarbeit betont, die nötig sei, um zu neuen Wegen aufzubrechen, Wegen, die das Leben besser, sinnerfüllter und glücklicher machen.
In seinem letzten Buch "Die Liebe neu erfinden" nun hat er sich ein Thema vorgenommen, von dem sie alle sprechen, in Romanen, Filmen und Zeitschriften, ein Thema, das alle bewegt, ein Thema aber auch, das zunehmend mehr Menschen in traurige und nicht selten regelrecht depressive Stimmungen versetzt, weil sie glauben, die Liebe, so wie sie sich vorstellen, habe in ihrem Leben keinen Platz mehr. Auf der anderen Seite wird die Liebe mit Vorstellungen und Erwartungen überfrachtet, die kein Mensch einlösen kann. Und so gibt es zwar nach wie vor viel Sehnsucht nach Liebe, aber wirklich erfahren wird sie immer weniger.
Schmid plädiert in diesem lesenswerten Buch dafür, wieder der Romantik mehr Raum zu geben in unseren Liebesbeziehungen und in den kleinen Dingen des Alltags sie zu neuem Leben zu erwecken. Denn es sind die kleinen Gesten, die unscheinbaren Handreichungen und Arbeiten, die man füreinander macht, die die Liebe nähren, nicht die großen Zeichen.
Und die Liebe muss neben der Sehnsucht und der Romantik auch den Gegenpol kennen. Es gibt nämlich nicht nur Verschmelzung, sondern auch Auseinandersetzung und Streit, Enttäuschung und Schmerz. Überall dort, in jeder Beziehung, wo diese Polarität gelebt werden kann, wo sie nicht sofort Ängste auslöst, überall dort wird sie auch in ihrer romantischen und erfüllenden Weise erlebbar.
Das nun im Insel Verlag erschienene postkartengroße Büchlein mit dem Titel "Liebe - Warum sie so schwierig ist und wie sie dennoch gelingen kann" ist eine Art Zusammenfassung des letzten Werkes in zehn kleinen Kapiteln. Sie können hervorragend als Einführung dienen und animieren vielleicht den einen oder anderen, es nicht nur in der Tasche zu lassen, sondern sich nach seiner Lektüre eines der im Anhang genannten größeren Werke Wilhelm Schmids vorzunehmen