"Villapark" ist ein außergewöhnlicher Krimi. Der Autor, Paul Fenzl, wendet sich begleitend kumpelhaft, mit einer reduktionistischen Jugendsprache in der Du-Form, die Atmosphäre und die situativen Bedingungen beschreibend und erklärend, direkt an den Leser. Als würde er mit ihm versuchen, den Fall noch vor dem Protagonisten, dem Kriminalkommissar Köstlbacher, aufzuklären. Der Leser erfährt zwar so informiert einiges über gewisse Hintergründe, was jedoch im Vergleich den Wissenstand des Protagonisten hinsichtlich der Aufklärung des Mordfalls nicht adäquat übersteigt. Das aber involviert den Leser in den Fall und macht ihn umso neugieriger. Mit diesem klugen psychologischen Zug, hält der Autor den Leser in der Hoffnung, doch noch wesentlich mehr als der Kriminalkommissar erfahren zu können, was nicht geschieht. Gleichzeitig aber erreicht der Schriftsteller damit, dass der Leser sich unbewusst mit dem Protagonisten identifiziert und die Ermittlungen beinahe aus seiner subjektiven Sicht wahrnimmt bzw. bis zur unkonventionellen Auflösung der Geschichte zwangsläufig mit ihm denkt und sein Schatten bleibt. Die Ungewissheit der verwobenen Handlung macht den Roman vom Anfang bis zum Ende sehr spannend. Wobei die Sprache der kurzweiligen Dialoge der sehr gut ausgearbeiteten Figuren jeweils eine andere ist als die des den Leser begleitenden Kumpels. Auch die Einblicke in das Privatleben des Kriminalkommissars sagen viel über seine Einstellung zu seinem Beruf, was ihm eine zweite Dimension verleiht. Villapark spielt an authentischen Orten in Regensburg. In der fiktiven Fabel vermischen sich mit einem starken Realitätsbezug, die jugendliche Subkultur, das Schulwesen, der Filz und die Doppelmoral der lokalen Politik, die Wirtschaft, die Geld- und Karrieregier, der Alltag der hierarchischen Polizei etc. Das Ganze ist durchdringt von einer subtilen aber dennoch bissigen und ironischen Sozialkritik. Für die Nichtkenner der Stadt Regensburg ist die Handlung deswegen nicht weniger interessant und aufregend, weil sie einen universellen Charakter hat. Kompliment an Paul Fenzl für seine Scharfsinnigkeit, die akribische Recherche, sein sozialpsychologisches Feingefühl und die kriminalistische Kompetenz. Ohne diese Faktoren wäre sein dramaturgisches Konstrukt nicht so überzeugend, glaubwürdig und fesselnd gelungen. Die Buntheit und die Vielschichtigkeit des Romans machen ihn interessant, nachhaltig und aus diesem Grund wertvoll. Sehr lesens- und empfehlenswert!
Branko Kurtanje