Sylvia Lott hat mit ihrem Debütroman meinen Geschmack auf ganzer Linie getroffen. Ich konnte in diese wundervolle Geschichte gleich zu Beginn eintauchen und hatte das Gefühl alles hautnah miterleben zu können. Ihre Charaktere sind absolut authentisch beschrieben und jeder auf seine Art liebenswert mit allen Ecken und Kanten. Ihre Figuren sind nicht einfach schwarz oder weiß gezeichnet, sondern liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Es hat mir unheimlich viel Freude bereitet, sie auf ihrem Weg zu begleiten. Dabei ist es unerheblich, ob nun in Darjeeling, Jersey, Sikkim, Ammerland oder Ostfriesland denn dort, wo sich ihre Figuren gerade befanden, war auch ich in dem Moment zu Hause. Die Landschaftsbeschreibungen sind beispielhaft und das gewisse Etwas war für mich natürlich, dass ich selber in Ostfriesland lebe und mich auch im Ammerland recht gut auskenne, sodass ich zu den Orts- und Landschaftsbeschreibungen immer auch das passende Bild dazu vor Augen hatte.
Wenn man wie ich, eine Teenase ist und auch im Garten mindestens zwei verschiedene Sorten Rhododendren hat, dann ist dieser Roman einfach ein Muss. Ein extra Highlight war für mich, das Buch in der Hochzeit der Rhododendronblüte lesen zu können und nebenbei ein paar Tassen Tee zu genießen. Die Autorin hat sehr viel Zeit und Arbeit in ihre Recherche gesteckt und das merkt man auch beim Lesen. Der Leser erfährt sehr viel über den Anbau von Tee. Auch die Duft- und Geschmacksnoten werden genauestens beschrieben. Ebenso verhält es sich mit den Rhododendren. Die unterschiedlichen Arten werden benannt, ihr Aussehen beschrieben und auch das Thema Veredelungen wird immer wieder aufgegriffen, denn schließlich sucht Carl nach einer passenden Pflanze, die er mit einer Gattung aus der Heimat kreuzen kann. Dabei heraus kommt die Rose von Darjeeling. Und eigentlich kann man sagen, dass sie die heimliche Protagonistin dieses Romans ist.
Mir hat der Schreibstil von Sylvia Lott außerordentlich gut gefallen. Obwohl es sich hier beileibe nicht um einen Krimi handelt, ist die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite durchgängig spannend. Dazu beigetragen haben natürlich auch die wechselnden Erzählstränge von den Handlungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Erst ganz zum Schluss erfährt der Leser, wie alles zusammenhängt.
Ich bin froh, diesen Glücksgriff gemacht zu haben, sonst wäre mir eine sehr interessante und emotionale Geschichte entgangen. Es handelt sich hier um einen reinen Frauenroman.