Die Soziologie des Körpers fragt, in welcher Hinsicht soziale Ordnung auf den Ebenen von elementarer sozialer Interaktion und kulturellen und gesellschaftlichen Ordnungssystemen über den Körper vermittelt ist: über Prozesse der Inszenierung und der Signifizierung des Körpers, über körperliche Expressionen und Routinen, über Rituale und Körperstrategien. Dies gilt für die Mikroebene der Interaktionsordnung, wie Goffman in mehreren Studien zeigte, genauso wie für die Makroebene des Stratifikationssystems einer Gesellschaft, was Bourdieu vor allem in Die feinen Unterschiede darlegte.
Der Körper ist Bedingung und Voraussetzung von Interaktion und Sozialität. Seine Materialität als Geschlechtskörper, als von den Lebensbedingungen gezeichneter Körper, als gestylter Körper ist nicht unabhängig von seinen sozialen Repräsentationen erfahr- und erkennbar. Indem am Körper die sozialen Bezüge ablesbar sind, in denen er agiert und die er gleichsam verkörpert, dient er dazu, Soziales zu repräsentieren: als intentional gestalteter, als habituell geformter Körper. Der vorliegende Band geht dem komplexen Verweisungsverhältnis von Körper und sozialer Ordnung in theoretischen und empirischen Beiträgen nach.
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Inhalt:
Kornelia Hahn / Michael Meuser: Zur Einführung:
Soziale Repräsentation des Körpers - Körperliche Repräsentation des Sozialen
Michael Meuser:
Körper und Sozialität. Zur handlungstheoretischen Fundierung einer Soziologie des Körpers
Jens Loenhoff:
Sensomotorische Bedingungen von Kommunikation und Handlung
Ronald Hitzler:
Der Körper als Gegenstand der Gestaltung. Über physische Konsequenzen der Bastel-Existenz
Jürgen Raab:
Der Körper, die Gerüche, das Selbst und die anderen - Zur sozialen Logik olfaktorischer Taxonomien
Hubert Knoblauch:
Die gesellschaftliche Konstruktion von Körper und Geschlecht. Oder: was die Soziologie des Körpers von Transsexuellen lernen kann
Robert Gugutzer:
Der Leib, die Nonne und der Mönch. Zur leiblich-affektiven Konstruktion religiöser Wirklichkeit
Gabriele Klein:
Image und Performanz. Zur lokalen Praxis der Verkörperung globalisierter Bilder
Paula Villa:
Exotic Gender (e)motion: Körper und Leib im Argentinischen Tango
Michaela Pfadenhauer:
Markierung von Ungeduld. Der Körper des Professionellen beim Aushandeln von Wirklichkeit
Michael Corsten / Holger Herma / Boris Traue:
Körperpraktiken und die Integrität der Person. Körper-Selbst-Diskurse in der Kosmetikbranche und der Technoszene
Christiane Funken:
Körper Online?!
Kornelia Hahn:
Die Repräsentation des "authentischen" Körpers