Andreas Izquierdo hat mich bereits mit seinem Roman Apocalypsia sehr beeindruckt. Seine Geschichten liegen außerhalb des Mainstreams und berühren auf vielfältige Weise. Ich denke, Menschen wie der Protagonist Albert Glück gibt es viele in der Welt. Menschen, die sich an Gewohnheiten festklammern, immer im Hintergrund agieren und Angst haben, sich der Welt da draußen zu stellen. Menschen, die vielleicht auch der Meinung sind, dass sie nur in einer Sache (bei Albert ist es der Beruf) richtig gut sind und somit ihr Licht unter den Scheffel stellen. Dass sie mit ein wenig Mut vieles bewegen könnten, auf den Gedanken kommen sie nicht und mit viel Glück gibt es dann Menschen, die in ihr Leben treten (wie in diesem Fall Anna Sugus) und bringen die besten Seiten an ihnen zum Vorschein.
Trotz des ernsten Hintergrunds der Geschichte lässt sie einen zwischendurch immer wieder schmunzeln, was nicht zuletzt an den vielen Klischees des Beamtenlebens liegt, derer sich der Autor bedient. Um diese Uhrzeit war nur noch selten jemand im Amt, da es nur selten jemanden gab, der Überstunden machte.
Die Entwicklung des Protagonisten Albert Glück ist beispielhaft. Zwar wird aus dem hässlichen Entlein kein wunderschöner Schwan, aber es gibt durchaus Parallelen zu der Geschichte. Albert ist ein sonderbarer Charakter, der nicht so recht in die Welt zu passen scheint. Als grau und unscheinbar wird er von den Personen beschrieben, die ihn kennen. Für Albert ist das Amt wie eine Burg, in der er Schutz findet, vor der Welt da draußen, die immer größer, komplizierter und chaotischer geworden ist. Der Umgang mit anderen Menschen macht ihn ratlos, weil sie dazu neigen, sich einander das Leben zur Hölle zu machen.
Aber im Großen und Ganzen ist Albert sehr weichherzig. So hilft er heimlich dem unglücklichen Kantinenkoch in Liebesdingen etwas auf die Sprünge und abends guckt Albert immer Legenden der Leidenschaft . Dass ausgerechnet ihn selbst Amors Pfeil bald treffen wird, auf den Gedanken würde er niemals kommen. Im Fall von Anna Sugus und Albert kam mir als Erstes der Spruch Gegensätze ziehen sich an in den Sinn. Chaos trifft auf Ordnung. Und was daraus entsteht, hat der Autor einfach wunderbar rübergebracht, ohne ins Kitschige abzudriften.
Mit Das Glücksbüro hat Andreas Izquierdo wieder ganz meinen Geschmack getroffen. Eine Mischung aus Humor, Drama und Liebesgeschichte, die sich auch sehr gut als Geburtstagsgeschenk eignet.