Was für ein Thema: Vor dem Hintergrund des Übergangs der Sowjetunion zum Ende und im Anschluss an die Stalin-Ära spielt sich ein Serienkiller-Thriller ab. Dabei werden die Morde aber von der Staatsmacht vertuscht, weil es einen Serientäter im Sozialismus nicht geben darf. Daraus hätte man nun ein faszinierendes Bild vom Leben in der Sowjetunion zeichnen können, hätte die Frage von moralischer Verantwortung gegen alle äußeren Umstände thematisieren können und hätte den Leser mit einer packenden Thrillerhandlung gefangen nehmen können. Hätte... Stattdessen liefert der Autor einen komplett unglaubwürdigen Plot ab, in dem alle Vertreter der Staatsmacht eindimensional böse sind, der Protagonist nicht nachvollziehbar vom glühenden Verfechter des Systems zu dessen Feind wird, kein Klischee über die Sowjetunion ausgelassen wird, eine Actionszene an die andere gereiht wird und am Ende der Krimi aufgelöst wird, in dem zwischen dem Mörder und dem Ermittler auch noch eine persönliche Beziehung bestehen musste. Und sprachlich ist der Roman ebenfalls keine Offenbarung, das liest sich alles auch noch ziemlich platt. Ohne Übertreibung: Kind 44 ist eines der schlechtesten Bücher, das ich je gelesen habe.