Die Philosophie im Mittelalter (500-1450) umfasst etwa tausend Jahre Reflexion in unzähligen Texten und in den unterschiedlichsten Sprachen (Latein, Griechisch, Arabisch, Persisch, Hebräisch und später in den volkssprachlichen Idiomen wie Italienisch, Deutsch, Französisch, Englisch und Katalanisch). In diesen Jahrhunderten trieb man Philosophie als Trost und Lebenslehre, als rationale Naturforschung, als Liebe zur Wahrheit, als Wissen um Jesus den Gekreuzigten, als orthodoxe Theologie, als mönchische Lebensführung oder als Kunst der okkulten Wissenschaften. Um dieser Vielfalt gerecht zu werden, versucht dieser Band, seinen Gegenstand nicht theoretisch-beurteilend, sondern historisch-deskriptiv zu erfassen.
Dieses Buch nimmt Abstand vom Bild des Mittelalters als einer dogmatischen Zeit, in der unter strenger Aufsicht der Kirche nur einige systematische «Denkkathedralen» in blinder Gläubigkeit an die Autorität des Aristoteles errichtet wurden. Mit Blick auf die philosophischen Entwicklungen in den byzantinischen, islamischen, lateinischen und jüdischen Kulturgebieten des Mittelalters registriert diese Philosophiegeschichte eine explosionsartige Zersplitterung ihres Gegenstandes und zugleich eine fortschreitende Vermehrung der philosophischen Sprachen, die zu einer radikalen Erweiterung des geographischen Raums der Philosophie im Mittelalter führte.
Inhaltsverzeichnis
1;Cover;1 2;Zum Buch ;2 3;Über den Autor ;2 4;Titel;3 5;Inhalt;5 6;Impressum;4 7;Zur Einführung ;7 8;I. Ravenna oder Alexandria? Philosophie auf Griechisch und Latein im 6. 8. Jahrhundert;10 8.1;1. Von Athen nach Byzanz: Die Schulen im Osten;11 8.2;2. Der lateinische Westen: Ravenna, Sevilla und Jarrow;17 9;II. Die Verbreitung des Islams: das Arabische als dritte Sprache der Philosophie. Das 9. 10.Jahrhundert;20 9.1;1. Die arabische Philosophie im Osten: Bagdad und Basra;21 9.2;2. Die Philosophie im Westen: Diskussionen am kaiserlichen Hof;28 10;III. Persische Ärzte und lateinische Benediktineräbte. Das 11. Jahrhundert;33 10.1;1. Philosophen zwischen Buchara, Nishapur und Saragossa;34 10.2;2. Philosophie und Antiphilosophie im Okzident;40 11;IV. Eine Renaissance in der lateinischen Welt? Das 12. Jahrhundert;46 11.1;1. Blüte und Krise der intellektuellen Eliten in al-Andalus;46 11.2;2. Grenzregionen: Die Übersetzungen;51 11.3;3. Die Schulen Frankreichs;54 12;V. Die Lateiner und das heidnische Wissen. Das 13.Jahrhundert;61 12.1;1. Die Philosophie an den Universitäten;62 12.2;2. Philosophische Landschaften: Paris;64 12.3;3. Philosophische Landschaften: England;77 12.4;4. Peripherie des Wissens: Byzanz, Neapel, Mallorca, Köln;81 13;VI. Die Lateiner unter sich. Das 14.Jahrhundert;88 13.1;1. Der Weg der Modernen;89 13.2;2. Der philosophische Duft von Paris;94 13.3;3. Göttliche Menschen in Deutschland;98 13.4;4. Griechische, arabische und hebräische Diskussionen;103 13.5;5. Die Städte Italiens und die Anfänge der humanistischen Bewegung;108 14;VII. Ausblick. Das 15. Jahrhundert;113 14.1;Nachbemerkung;120 14.2;Weiterführende Literatur;120 14.3;Namenregister;123