John Irving wird von skurrilen Geschichten angezogen. Nicht zuletzt war es Grass Oskar Matzerath, der ihn zu Garp inspiriert hat. Dass eine fehlende Hand, zumal von einem Löwen aufgefressen, die Spannung in einem knapp 420 Seiten langen Roman aufrechterhält, verdankt Irving dem Umstand, dass bei Transplantationen die Mär umgeht, der Gerettete könne sich womöglich etwas von seinem Vorbesitzer einfangen. Darauf beruhen Slapstickkomödien, wie Tragödien. Einmal taucht der Verstorbene als Geist auf, einmal beginnt der implantierte oder angenähte Körperteil ein Eigenleben. Irving verknüpft ein Besuchsrecht damit. So als spende der Gedanke Trost, die Hand ab und zu schütteln zu dürfen. Während der Verstümmelte Patrick Wallingford seine Aufgabe darin sieht, Frauen Trost zu spenden, entwickelt Irving ein groteskes Spiel um Verlust und Erotik, um die Verlagerung und das Leben nach einem Schicksalsschlag. Dass er dies auf seine bewährt humorvolle Art schafft, Chirurgen als geschädigte, vor Ehrgeiz brennende Außenseiter zeichnet, vor Augen führt, wie es so um die Nachrichtenwelt steht, ist äußert unterhaltsam. Wer hätte etwas anderes von Irving erwartet.