Obwohl Berta von Suttner als lebenslange Freundin von Alfred Nobel diesen zur Stiftung des Nobelpreises angeregt und wohl auch überredet hatte, erhielt sie erst bei der fünften Vergabe und als erste Frau diesen Preis. Sie, die aus der vornehmen Prager Familie von Kinsky stammte, kämpfte zeitlebens damit, nicht wirklich zur Aristokratie zu gehören, war doch ihre Mutter eine Bürgerliche gewesen. Auch ihre Heirat mit Arthur von Suttner sorgte für Aufregung, geschah sie doch ohne Einwilligung der Familie von Suttner. Erst im Alter von 46 Jahren schrieb sie ihr weltberühmtes Buch Die Waffen nieder und erst dann begann ihrer Kariere als Friedenskämpferin. Die Waffen nieder waren auch einer ihrer letzten Worte im Moment ihres Todes.
Brigitte Hamann schildert ihr Leben an Hand ihrer Tagebücher und Memoiren sowie andere Korrespondenzen und Zeitungsberichte. Dabei gelingt es Hamann sehr gut, die einzelnen Facetten von Bertha von Suttner ihre Zeit im Kaukasus, als Schriftstellerin, als Kämpferin für den Frieden, die Entstehung des Nobelpreises, ihre Einstellung zum Feminismus sowie die politische Entwicklung während des Lebens von Suttner, getrennt und klar zu formulieren. Der Leser erlebt eine ehrgeizige, besessen arbeitende, im Grunde verarmte von Suttner, der es immer wieder gelingt, Menschen für ihre Sache zu begeistern, Geldspender zu finden und ihre Friedensidee durch Einflussnahme auf andere Personen zu unterstützen.
Auf über 300 Seiten läuft die Zeit zwischen 1850 und 1914 vor den Augen des Lesers ab, lässt nun vieles der damaligen Zeit, die Gründe, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führten, die Anfänge des Deutschnationalismus um die Jahrhundertwende besser verstehen. Hamann schildert an Hand der Aussagen von Suttner auch das Sittenbild der k.k. Monarchie: den Stand der Frau, die erzkatholische Haltung des Adels und deren Auswirkungen auf Frauen und über die enorme Kriegslust und hetze in Europa in der damaligen Zeit.
Diese Lebensgeschichte schildert verständlich und schonungslos die Zeit des Endes der Monarchie und eines gar nicht so völkerfreundlichen Österreichs. Bertha von Suttner sah den großen Krieg kommen und kämpfte im wahrsten Sinn des Wortes bis zu ihrem letzten Atemzug (die Waffen nieder) gegen Krieg, unerhört sie starb wenige Tage vor dem Attentat von Sarajewo 1914.
Ein Buch, das aufrüttelt, auch über 100 Jahre später noch aktuell ist und eine der großen Frauen der Weltgeschichte auf interessante Weise schildert