Ich mag den Schreibstil von Minier sehr. Da ich es beim Lesen auch gerne etwas ausführlicher habe, kann ich seinen Beschreibungen der Landschaften, Szenerien und Charaktere viel abgewinnen, zumal diese auch wirklich schön geschrieben sind und sich einer Sprache bedienen, die mir sehr gefällt. Er ist nicht oberflächlich aber auch niemals langatmig, ich kann den Schilderungen mit großem Genuss folgen. Er versteht es auch sehr gut bestimmte Stimmungen zu transportieren, die bei mir als Leser mit großer atmosphärischer Dichte ankommen. Die Dialoge sind authentisch, der Autor versteht es sehr gut die Persönlichkeiten der einzelnen Akteure auch in deren gesprochenen Worten auszudrücken und die Balance zwischen innerer und äußerer Handlung ist für mich perfekt getroffen.
Die Geschichte selbst reicht meines Erachtens nicht an die des Erstlings schwarzer Schmetterling heran. Vieles wirkt deutlich konstruierter und die doppelte Verstrickung von Kommandant Servaz und seiner Tochter ist eigentlich eine vielfache. Denn zum einen rankt sich alles um die Hochbegabten-Schule, die Tochter Margot besucht und in der auch er selbst als junger Mensch einst lernte und lebte und zum anderen ist die Mutter des (zunächst) Haupttatverdachtigen seine Jugendliebe, während der Verdächtige selbst ein Schulkamerad von Tochter Margot ist. Dazu kommt dann auch noch der Serienmörder aus dem ersten Teil, Julian Hirtmann, dem auch noch eine Rolle in der Handlung zukommt oder, so fühlt es sich gelegentlich an, zukommen muss und der dann zu allem Überfluss nochmals selbst mit Margot indirekt und mit Servaz Jugendliebe direkt eine weitere Verbindung hat. Man merkt es vielleicht hier schon, es ist kaum in ein paar Sätzen (die auch nicht allzuviel verraten sollen) zu erklären und so ging es mir auch beim Lesen des Buches. Die Geschichte trägt sehr schwer an diesen vielen Zusammenhängen und nachgeordneten Zusammenhängen, wirkt deswegen an der einen oder anderen Ecke auf mich überfrachtet.
Es dauert auch länger als beim ersten Band bis das Buch, nach einem zugegebenermaßen spektakulären Auftakt, dann wirklich in Fahrt kommt.
Trotzdem habe ich sehr gerne gelesen und die ca. 530 Seiten zeitweise (besonders das letzte Drittel) verschlungen. Das lag am oben beschriebenen Schreib- und Erzählstil und sicher auch daran dass es in der zweiten Hälfte zusehends spannender wird, während die Geschichte immer wieder unerwartete Wendungen nimmt.
Die Klassifizierung als Thriller wird wie schon bei schwarzer Schmetterling dem Buch nicht wirklich gerecht, es ist eher ein intensiv erzählter spannender Kriminalroman.
Insgesamt war der erste Teil für mich ein Vierdreiviertelsterner während ich für Kindertotenlieder eher bei knapp vier Sternen wäre.