Der Großmeister des politischen Thrillers hat mit diesem Pageturner solide Arbeit abgeliefert.
Der Protagonist Will Robie ist ein Auftragskiller mit unklarer Herkunft, ohne Privatleben und ohne soziale Beziehungen. Er erledigt seine Arbeit im Auftrag der amerikanischen Regierung präzise, er lässt keine Eventualität außer Acht, er ist einer Besten seines Fachs. Skrupel ereilen ihn normalerweise nicht, schließlich liquidiert er lediglich Terroristen und andere schlechte Menschen. Falls er seine Arbeit überhaupt irgendwie bewerten möchte, sieht er sich wohl als Werkzeug der Guten.
Erst als er den Auftrag erhält, eine Frau mit ihrem Kleinkind zu töten, zögert er und verweigert trotz klarer und immer wieder wiederholten Befehlen die Durchführung des Auftrags.
Was folgt, ist ein temporeicher Actionthriller mit vielerlei Handlungssträngen, die zuerst keinerlei Sinn ergeben. Nach seinem missglückten Attentat rettet der Protagonist z.B. einem 14jährigen Mädchen das Leben und kommt in die für ihn befremdliche Lage, nun Verantwortung für sie übernehmen zu müssen. Immer mehr Menschen sterben, immer mehr Zufälle geschehen, man ist als Leserin unwillkürlich der Meinung nun übertreibt der Autor aber ein bisschen . Trotzdem ist man zu diesem Zeitpunkt bereits so gefangen von diesem Buch, dass man unbedingt erfahren möchte, wie es der Autor schaffen wird, diese vielen Irrungen dann am Ende aufzulösen.
Der Killer Robie lernt, vertrauen zu müssen und erfährt wie es ist, wenn Vertrauen enttäuscht wird. Im Laufe der Handlung büßt er jegliche Sicherheiten ein, die ihm seine staatlichen Organisationen normalerweise zur Verfügung stellen. Es wird im Laufe der Handlung immer klarer, dass es eine große Macht ist, die ihn jagt und die Fäden dieses unglaublichen Verwirrspiels in den Händen hält.
Das Ende des Buches finde ich ein bisschen überdimensioniert. Muss es immer gleich die Regierung sein, die man rettet? Andererseits ist dieses Buch nun einmal ein politischer Thriller und da werden nun einmal Staatsmächte gerettet ... oder auch nicht.
Nachdem ich nun lange Zeit keine politischen Thriller mehr gelesen hatte, habe ich beschlossen, auch das nächste Buch mit Will Robie zu lesen. Immerhin hat man in diesem Buch kein Sterbenswörtchen über die Herkunft des Protagonisten erfahren dürfen und das, wo er als Person immer interessanter wurde und betroffen war davon, dass das menschliche Werkzeug seiner Feinde von Kindesbeinen auf die Aufgabe als Attentäter vorbereitet wurde.
Wer tiefgründige Weisheiten, beeindruckende Schilderungen von Landschaften oder Poesie sucht, sollte ein anderes Buch wählen. Wer aber temporeiche Action-Thriller mit vielen Handlungssträngen, politischen Zusammenhängen, intelligenten Täuschungen, ein klein wenig Humor und grandiosem Finale mag, ist mit diesem Buch sehr gut bedient.