"Ohne Einsicht in die Grenzen des Machbaren können wir nicht glücklich werden."
Die moderne Medizin suggeriert Allmacht und das Bild von einem jederzeit perfektionierbaren Leben. Doch wenn wir durch Krankheit in existenzielle Krisen gestürzt werden, ändert sich unser Blick auf die Dinge. Dann suchen wir nach menschlichen Antworten und fühlen uns im System der modernen Medizin oft unverstanden und alleingelassen.
Professor Giovanni Maio, der wortmächtige Befürworter einer neuen Medizinkultur der Besonnenheit, stellt in diesem Buch Grundfragen, denen niemand wirklich ausweichen kann: Wohin führen uns die Versprechen der Reproduktions- und Transplantationsmedizin? Inwieweit ist Gesundheit machbar - und inwieweit auch Geschenk? Verspricht das "schöner, besser, leistungsfähiger" größeres Glück? Warum ist die Frage nach der Organspende schwieriger, als uns suggeriert wird? Hat das Altsein nicht einen eigenen Wert? Wie können wir eine Einstellung zum Sterben gewinnen, durch die wir uns nicht ausgeliefert fühlen?
Giovanni Maios hintergründiges Plädoyer für eine Ethik der Besonnenheit eröffnet ungeahnte Perspektiven - so könnten wir uns vom Perfektionsglauben lösen und zu einer neuen Gelassenheit finden als Bedingung für ein gutes Leben.
Prof. Giovanni Maio hat den Lehrstuhl für Medizinethik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg inne und leitet dort ein eigenes Institut. Er ist sowohl Philosoph als auch Arzt mit einer langjährigen eigenen klinischen Erfahrung. Er kritisiert die Machbarkeitsvorstellungen einer technisierten Medizin und tritt hingegen für eine neue Ethik der Besonnenheit ein:
"Ohne Einsicht in die Grenzen des Machbaren und den Sinn des Gegebenen können wir nicht glücklich werden."
Inhaltsverzeichnis
1;Zum Einstieg;10 2;Kapitel 1: Begegnung in der Petrischale?;17 2.1;Reproduktionsmedizin zwischen Ausnahmezustand und technischer Normalität;17 2.2;Das Kind als Produkt: Die Logik des Herstellens;23 2.3;Die Logik der Entpersonalisierung;32 2.4;Social Egg Freezing: Familienplanung auf Eis;36 2.5;Alternativen zur technisierten Fortpflanzung;44 3;Kapitel 2: Durchleuchten, prufen,aussortieren?;49 3.1;Januskopf Pränataldiagnostik;49 3.2;Das behinderte Kind als vermeidbares Übel?;57 3.3;Grauzone zwischen Aufforderung und Tabu: die Abtreibung;71 4;Kapitel 3: Schöner, besser, leistungsfähiger?;81 4.1;Warum wollen wir alles optimieren?;81 4.2;Gefährdung des guten Lebens;87 4.3;Bedingungen eines guten Lebens;93 5;Kapitel 4: Gesundheit als Pflicht?;106 5.1;Eigenverantwortung als neues Paradigma;106 5.2;Krankheit als Schuld?;113 5.3;Gesundheitskompetenz ist mehr Haltung als Wissen;118 6;Kapitel 5: Organspende in der Vertrauenskrise;124 6.1;Vertrauensbedingungen;125 6.2;Ist der Hirntod der Tod des Menschen?;131 6.3;Ansätze fur eine humane Transplantationsmedizin;138 7;Kapitel 6: Vom Wert des Alters jenseits des Fitnessimperativs;146 7.1;Damit der Bogen des Lebens voll werde ;147 7.2;Das Alter als klarer Blick auf die Wirklichkeit;151 7.3;Das Verhältnis der Angewiesenheit;154 8;Kapitel 7: Formulare als Gesprächsersatz?;161 8.1;Die Patientenverfugung;161 8.2;Autonomie und Fursorge;166 8.3;Formulare können Beziehungen nicht ersetzen;169 9;Kapitel 8: Loslassenkönnen. Fur eine neue Kultur des Sterbens;174 9.1;Der selbstbestimmte Tod aktive Sterbehilfeals ethische Resignation;175 9.2;Die Rationalisierung des Todes und die Frage nach dem Sinn;182 9.3;Wie könnte ein gutes Sterben aussehen?;189 10;Epilog: Das Gluck liegt in unserer Einstellung zur Welt;196 10.1;Medizin der Besonnenheit;196 10.2;Wo liegt das Maß?;201 10.3;Die Medizin und die Frage nach dem guten Leben;202 10.4;Die Chance der inneren Heilkraft;205 11;Anmerkungen;209 12;Stichwortverzeichnis;214