Dieser 3. Band der Nomannen-Saga spielt zum großen Teil in Sizilien, einer Gegend, die Gilbert und seinen Freunden Thore und Ivain, die ihn auf seiner Rettungsmission begleiten, gänzlich unbekannt ist und zudem von Berbern und Arabern beherrscht wird. Mithilfe des maurischen Führers Ismael gelangen sie auf diese Insel und erhalten auch einige wertvolle Informationen bezüglich des schwarzen Emirs und der Skorpione.
Sehr bald jedoch wird deutlich, dass völlige Unkenntnis der Gegebenheiten und Landstriche keine guten Ratgeber sind und es kommt, wie es kommen musste - die drei Recken laufen blindlings in eine Falle.
Die Gefangenschaft in Abd al-Maliks Burgruine am Fuße des Ätna stelle ich mir als die Hölle vor. Gerade für freiheitsliebende Menschen gibt es wohl kaum ein schlimmeres Erlebnis. Auf der anderen Seite denke ich, dass sich die Menschen damals zwar ebenso Gedanken machten, aber die meisten von ihnen den ganzen Ballast, der sich so im Laufe eines Lebens ansammelt, nicht so lange und unnötig mitgeschleppt haben, wie wir es heute oftmals tun. Zu viel freie Zeit ist halt nicht immer vorteilhaft.
Abd al-Malik, und seine religiös motivierte Bande erinnert mich an gewisse Gruppierungen der heutigen Zeit.
Die wunderschöne Landschaft Siziliens hat Ulf wieder ganz toll veranschaulicht. In Gedanken habe ich die Handlungsträger auf sämtlichen Reisen begleitet, egal, ob auf verschlungenen Bergpfaden, über grüne Hügel oder durch die Gassen der Dörfer. Auch die nächtliche Überfahrt vom Festland nahe Reggio zur versteckten Bucht in der Nähe von Messina habe ich sehr genossen.
In dem geschilderten Fürsten-Palast in Catania würde ich gerne einmal Urlaub machen. Zwar wäre diese Pracht für mich kein dauerhaft erstrebenswertes Zuhause, doch ich kann gut verstehen, dass sich Gilbert und seine Freunde dort wohl gefühlt haben - ganz besonders nach der vorausgegangenen Gefangenschaft.
Die Ausführungen über die Sklaverei waren sehr interessant und mir so auch nicht bekannt.
Als das erste Mal der Name Gunnar gefallen ist, habe ich geahnt, was im Laufe der Geschichte diesbezüglich noch kommt - und ich lag mit meiner Intuition richtig. Endlich Näheres über Gilberts Vater zu erfahren war richtig schön.
Bei der Eroberung des Aci Castello, der Burg des schwarzen Emirs durch Gilbert, seine Freunde sowie Robert und einigen Kriegern überzogen sich meine Arme öfter mit Gänsehaut. Ardoins Aufstieg zum Burgfelsen war mehr als nur etwas Nervenkitzel.
Ulf Schiewe verzichtet auf unnötige Effekthascherei und auch die Gewalttaten sind nicht übermäßig grausam beschrieben. Das bei der letzten Schlacht beschriebene Chaos kann man sich sehr gut vorstellen. Ich könnte - glaube ich - kaum Freund von Feind unterscheiden. Hier kann ich nur sagen, Hut ab, dass den Kriegern das gelungen ist.
Sehr gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit Loki. Er ist wirklich ein klasse und treuer Begleiter von Gilbert. Zudem ist Loki ein kluges Tier, das jederzeit gewusst hat, wann er untertauchen musste und sich wieder sehen lassen konnte.
Ein wichtiger Aspekt für die Faszination dieser Saga ist meiner Ansicht nach, dass die Protagonisten nicht eindimensional beschrieben sind, sondern im Gegenteil sehr facettenreich geschildert wurden. Als Beispiel nenne ich hier nur Fulko und seine Wandlung vom Krieger zum Mönch. Aber auch Robert, Gilbert, Thore und andere, die im Kampf ihren Mann stehen und unerbittlich sind, zeigen in anderen Situationen Mitgefühl und ihren Frauen gegenüber sehr viel Sanftheit. Die meisten von ihnen haben zudem einen großen Gerechtigkeitssinn. Ferner achtet Robert darauf, dass nicht mehr Gewalt als nötig angewandt wird. Oder man denke nur an Rollo, der normalerweise ein ganz schöner Suffkopf ist, vor einem Kampf jedoch keinen Tropfen Alkohol anrührt.
Dieser dritte Band ist erneut sehr flüssig geschrieben und lässt sich sehr gut und rasch lesen. Die Dialoge sind wieder ausgesprochen lebendig, wodurch die Handlungsträger zusätzlich gewinnen und das Interesse wecken. Auch die Spannung blieb für mich von den ersten Zeilen bis zum Schluss auf einem hohen Level. Der Mix aus realen Figuren und Begebenheiten mit einer guten Portion Fiktion hat mich erneut stark in den Bann gezogen.