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Gegen die Gesellschaft - für die Freiheit: Der große Amerika-Roman von T. C. Boyle.
Absoluter Freiheitsanspruch und Verfolgungswahn - T. C. Boyle erkundet in diesem Roman die dunkle Seite der USA. Adam, den seine Eltern nach etlichen Schulverweisen und Therapiesitzungen aufgegeben haben, ist eine wandelnde Zeitbombe: In der Wildnis, wo er ein Schlafmohnfeld angelegt hat, führt er ein Einsiedlerleben und hortet Waffen gegen imaginäre Feinde. Aber es gibt jemanden, der sich in ihn verliebt. Sara hat ebenfalls ausreichend Feindbilder: Spießertum, Globalisierung, Verschwörer und die Staatsgewalt. Als sie Adam am Straßenrand aufgabelt, beginnt eine leidenschaftliche Liaison. Doch bald merkt Sara, dass Adam es ernst meint mit den Feinden, sehr ernst.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
02. Februar 2015
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
400
Autor/Autorin
Tom Coraghessan Boyle, T.C. Boyle
Übersetzung
Dirk van Gunsteren
Verlag/Hersteller
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
595 g
Größe (L/B/H)
218/151/36 mm
Sonstiges
Mit Lesebändchen
ISBN
9783446247376

Portrait

Tom Coraghessan Boyle

T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill, N.Y., geboren, ist der Autor von zahlreichen Romanen und Erzählungen, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Bis 2012 lehrte er Creative Writing an der University of Southern California in Los Angeles. Bei Hanser erschienen zuletzt Das wilde Kind (Erzählung, 2010), Wenn das Schlachten vorbei ist (Roman, 2012), San Miguel (Roman, 2013), die Neuübersetzung von Wassermusik (Roman, 2014), Hart auf hart (Roman, 2015), die Neuübersetzung von Grün ist die Hoffnung (Roman, 2016), Die Terranauten (Roman, 2017), Good Home (Stories, 2018), Das Licht (Roman, 2019), Sind wir nicht Menschen (Stories, 2020), Sprich mit mir (Roman, 2021) sowie Blue Skies (Roman, 2023).

Pressestimmen

"Ein furioser Roman, der eine Reihe von Fragen stellt und beängstigend nah an der Wirklichkeit liegt." Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung 08.07.15

"Ein Pageturner! ... Meisterhaft!" Ursula März, SWR2 Bestenliste, 07.04.15

"Ziemlich große Kunst. ... Ich bin dafür, dass Boyle jetzt bald den Nobelpreis bekommt." Jochen Hieber, SWR2 Bestenliste, 07.04.15

"'Hart auf Hart' ist bedrohlicher Lesestoff. Man weiß, es wird zum Äußersten kommen." Anne-Sophie Balzer, Die Tageszeitung, 11.03.15

"Unbedingt lesen!" Elke Heidenreich, SRF Kultur Literaturclub, 03.03.15

"Ein phantastischer Roman über die Schule der Gewalt, über unsere Zeit, unsere Welt." Volker Weidermann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.02.15

"Ein faszinierendes Portrait amerikanischer Paranoia." Denis Scheck, ARD Druckfrisch, 08.02.15

"Dass der Roman nichts Statisches hat, sondern im Gegenteil eine ungeheure Dynamik entwickelt, liegt daran, dass T.C. Boyle ein süffiger und unterhaltsamer Erzähler ist, der die mentale Gestimmtheit seiner Charaktere in den Alltagsdetails zu verankern weiß und der noch dazu in Dirk van Gunsteren einen ausgezeichneten Übersetzer hat." Christoph Schröder, Süddeutsche Zeitung, 04.02.15

"T.C. Boyle ist kein Freund von Wohlfühlliteratur. Aber man liest seine Geschichten so fasziniert, dass man das Buch nicht weglegen kann. Der Roman ist nicht nur eine spannend erzählte Geschichte über eskalierende Gewalt, es ist auch eine Analyse der amerikanischen Gesellschaft, die an den Rändern ausfastert manchmal mit tödlichen Folgen." Thorsten Heimann, Die Welt, 03.02.15

"Ein beißender Kommentar zur Lage eines tief gespaltenen Landes. In gewohnt rasanter Manier und einfühlsamen Porträts seiner Außenseiterexistenzen zeichnet Boyle ein Psychogramm der in übersteigertem Individualismus verhärteten amerikanischen Seele." Philipp Albers, Deutschlandradio, 03.02.15

"Es ist ein großartiges und beklemmendes Stück Literatur." Burkhard Müller, Die Zeit, 19.02.15

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Von Winfried Stanzick am 03.02.2015

Beleuchtet die dunkle Seite des amerikanischen Traums

In seinem neuen Roman über Menschen in Amerika erzählt der Schriftsteller T.C. Boyle von drei Hauptfiguren, Menschen, wie sie vielleicht nicht repräsentativ typisch sind für die USA der Gegenwart, die aber in ihrer charakterlichen und lebensgeschichtlichen Entwicklung etwas zeigen sollen von den Strukturen der Gesellschaft und das Leben an deren Rändern. Da ist zunächst der hoch dekorierte Vietnamveteran Sten, ehemaliger Schuldirektor, der nach seiner Pensionierung während einer Kreuzfahrt in Costa Rica mit seiner Frau überfallen wird, und aus alter Übung einem der Räuber kurzerhand das Genick bricht und die anderen in die Flucht schlägt. Er muss sich dafür nicht verantworten und wird schon auf dem Schiff, erst recht aber Zuhause wie ein Held gefeiert. In der Erziehung seines Sohnes Adam hat der Schuldirektor Sten schon lange die Segel gestrichen. Offensichtlich schwer gestört, wird Adam von Boyle als Antiheld beschrieben, wie er offenbar im Alltag eines waffenvernarrten Landes wie den USA immer wieder vorkommt. Nach dem Ende der Schule hat Adam sein zuhause im Norden Kaliforniens verlassen und hat sich weit draußen, natürlich waffenbewehrt, einen Unterschlupf mitten in einem Mohnfeld gebaut. Aus dem Mohn gewinnt er Rauschgift, das er verkauft und damit seinen Unterhalt bestreitet. Überall sieht er Feinde, Aliens, gegen die er auch mit der Waffe in der Hand vorgeht. Und da ist Sara, eine junge Frau, die ihren Lebensunterhalt als fahrende Hufschmiedin verdient und einer in den USA nicht wenig verbreiteten Ideologie anhängt, nachdem die Zentralregierung in Washington vom Teufel ist, und deren Institutionen gegenüber, wie etwa der Polizei, man keinerlei Verpflichtungen habe. Überall wittert sie Verschwörungen und sieht die Globalisierung am Werk. Sie habe mit Kalifornien keinen Vertrag, sagt sie etwa, als sie in eine Polizeikontrolle gerät und in Gewahrsam genommen wird. Auf eine andere Art verbohrt und fanatisch, nur nicht zur Gewalt bereit, glaubt sie in Adam, den sie an einer Straße eines Tages aufliest, zunächst einen Gesinnungsgenossen zu erkennen. Um etliches älter als der psychisch gestörte Adam, verliebt sie sich in ihn, während der erst mal von ihren großen Brüsten fasziniert ist und immer nur mit ihr ficken will. Absurde und realitätsferne Gedankenwelten treffen hier aufeinander und scheinen sich gegenseitig zu potenzieren. Irgendwann beginnt Sara zu erkennen, dass Adam es ernst meint, wenn er von der Vernichtung seiner Gegner spricht, doch sie kann sich nicht lösen von ihm. Er lebt in einer fantasierten Welt als Waldläufer. Als Junge hat er ein Buch gehabt, in dem von einem Mann namens Colter erzählt wird, der vor 200 Jahren Waldläufer war und ein abenteuerliches und unabhängiges Leben geführt hat. Mit ihm und seiner Geschichte verschmilzt Adam regelrecht in seiner gestörten und wahnhaften Identität. Man ahnt schon zu Beginn, dass die Geschichte Adams nicht wirklich gut ausgehen kann und dass auch Sara nicht herauskommen wird aus ihrer rechtsideologisch gestrickten Vorstellungswelt. Boyle gelingt es mit seiner Sprache, die sich in dieser beiden Außenseiter der Gesellschaft gut einfühlt, dass der Leser ganz nahe an deren Vorstellungs- und Gedankenwelt herankommt. Er beleuchtet sozusagen die dunkle Seite des amerikanischen Traums, jene, von der wir immer erst dann hören, wenn wieder einer wie wild um sich geschossen hat. Dennoch bleibt das Buch bis auf die letzte seiner 400 Seiten unendlich spannend, liest sich wie ein Thriller. Ein Thriller, der erzählt von der Illusion der Freiheit außerhalb der Grenzen der Gesellschaft.