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Produktbild: Judas | Amos Oz
Produktbild: Judas | Amos Oz

Judas

Roman. Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2015 für die Übersetzung: Nominiert für den Internationalen Literaturpreis 2023 (Shortlist)

(1 Bewertung)15
Taschenbuch
12,00 €inkl. Mwst.
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Im Winter 1959 kommt der junge Schmuel Asch nach Jerusalem, um seine Magisterarbeit zu schreiben. Allein und ohne finanzielle Unterstützung, braucht er dringend eine Nebenbeschäftigung. Eine Anzeige führt ihn ins Haus eines eigentümlichen alten Mannes namens Wald; nachts liest er ihm vor und unterhält sich mit ihm - über die Ideale des Zionismus, über die jüdisch-arabischen Konflikte.
Und dort trifft er auf die geheimnisvolle Atalja Abrabanel, deren verstorbener Vater einer der maßgeblichen Anführer der zionistischen Bewegung war. Sogleich ist Schmuel gefesselt von der Schönheit und Unnahbarkeit dieser Frau. Nach und nach gelingt es Schmuel, ihr Geheimnis zu enthüllen - und damit auch das des alten Wald.
Amos Oz hat einen Liebesroman geschrieben und zugleich ein Buch über das geteilte Jerusalem vor dem Sechs-Tage-Krieg, eine Geschichte seines Landes mit all seinen Konflikten, seinen Hoffnungen und seiner Verzweiflung.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
11. April 2016
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
331
Autor/Autorin
Amos Oz
Übersetzung
Mirjam Pressler
Verlag/Hersteller
Produktart
kartoniert
Gewicht
314 g
Größe (L/B/H)
182/121/27 mm
ISBN
9783518466704

Portrait

Amos Oz

Amos Oz wurde am 4. Mai 1939 in Jerusalem geboren und starb am 28. Dezember 2018 in Tel Aviv. 1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf Hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Amos Oz war Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung Schalom achschaw (Peace now) und befürwortete eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1992, dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main 2005 und dem Siegfried Lenz Preis 2014. Sein bekanntestes Werk Eine Geschichte von Liebe und Finsternis wurde in alle Weltsprachen übersetzt und 2016 als Film adaptiert.

Mirjam Pressler, geboren 1940 in Darmstadt, war eine der namhaftesten Übersetzerinnen des Hebräischen. Sie übersetzte Werke von Aharon Appelfeld, Lizzie Doron, Batya Gur und David Grossman. Ihre große, sprachlich wie literarisch weite Erfahrung war von größtem Wert auch für die Erschließung der israelischen Lebenswelt, wie Amos Oz sie überliefert. Für die Übersetzung von Oz Roman Judas erhielt sie 2015 den Internationalen Literaturpreis Haus der Kulturen der Welt. Pressler starb am 16. Januar 2019 in Landshut.


Pressestimmen

»Ein grandioser Roman über Verrat und Dissidenz« Denis Scheck, ARD Druckfrisch

»Oz führt auf virtuose Weise Weltpolitik mit Religionsgeschichte zusammen und stellt so auch das Schicksal Europas in einen erhellenden Zusammenhang. « Katharina Teutsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung

» . . . Amos Oz ist mit Judas ein reifes Meisterwerk gelungen ein Roman voller Weisheit und melancholischem Humor, mit runden, glaubhaften Figuren, die einem beim Lesen immer mehr ans Herz wachsen; ein Buch, in dem man wohnen will. « Hannes Stein, DIE WELT

» . . . ein leuchtender Roman. Reich in vielerlei Hinsicht. Melancholisch und auch komisch, anregend und anrührend. Und geschmeidig ins Deutsche übertragen von Mirjam Pressler. « Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau

»Amos Oz gehört zu den großen Schriftstellern der Weltliteratur. « Süddeutsche Zeitung

»Amos Oz ist ein Meister des Erzählens. « Neue Zürcher Zeitung

» . . . eine bezaubernde Geschichte über die Liebe in ihren verschiedenen Spielarten und die nicht enden wollende Suche danach. « Katharina Stegelmann, DER SPIEGEL

»Darüber hinaus hat dieser in manchem erfrischend altmodische Roman nun aber auch noch die Kraft, zu zeigen, was Literatur vermag (und weshalb wir schließlich im Ernst lesen): einen gedanklichen Raum zu schaffen, in dem deutlich wird, was für große, teilweise uralte, schwere und teilweise aneinander widersprechende Geschichten auf uns lasten. « Dirk Knipphals, taz. die tageszeitung

»Die Übersetzungsarbeit aus dem Hebräischen muss bei diesem Buch ebenfalls hervorgehoben werden. Mirjam Pressier verfügt über genügend Sensibilität, um sich dem eigenwilligen Sprachrhythmus von Oz anzupassen. Sie bildet seinen Stil im Deutschen subtil ab. Das Ist die Hohe Schule der Übersetzungskunst. « Ulf Heise, MDR Figaro

» was bedeutet diese Erzählung über Zweifel am Konzept der Staatsgründung und über Judas ? Oz gibt mit der Form des Romans eine Antwort. Den mag er nicht verstanden wissen als Intervention im politischen Streit. Die so mutige wie dramatisch inszenierte künstlerische Auseinandersetzung appelliert an die Fantasie, den idealistischen Verrat als radikale Abweichung vom Mainstream zu denken. « Stephan Lohr, SPIEGEL ONLINE

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Von Winfried Stanzick am 21.03.2018

Sein vielleicht bestes Buch

Der neue Roman von Amos Oz ist, obwohl er seine Handlung unverdächtig in das Jahr 1959 verlegt hat, von hoher Aktualität und steckt voller Anspielungen auf die gegenwärtige Politik in Israel und den Zustand seiner zerrissenen Gesellschaft. Gleichzeitig ist es ein Liebesroman und eine theologisch spannende Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Verrats im Allgemeinen und mit der Figur Jesusjüngers Judas im Besonderen. Wir befinden uns zu Beginn des Romans in Jerusalem, Ende 1959. Der junge Schmuel Asch ist an einen vorläufigen Tiefpunkt seines Lebens gekommen. Seine Verlobte hat ihn verlassen und einen anderen Mann geheiratet. Sein Vater ist in Konkurs gegangen und kann ihm sein Studium nicht mehr finanzieren. Und mit seiner Magisterarbeit über Jesus in den Augen der Juden steckt er auch fest - je tiefer er in die Materie eindringt, desto klarer wird ihm, dass zwei Jahrtausende völlig gereicht haben, zu diesem Thema alles zu sagen. Er beschließt alles, was er hat zu verkaufen und in die Wüste zu gehen. Er will dort bei einem Siedlungsprojekt als Hilfskraft arbeiten. Da entdeckt er am Schwarzen Brett der Universität ein Stellenangebot: Gesucht wird ein Gesprächspartner für einen gebildeten, gehbehinderten alten Mann; geboten wird etwas Geld sowie freie Kost und Logis. Der alte Mann, er heißt Gerschom Wald, lebt nicht allein. Mit im Haus wohnt seine schöne Schwiegertochter Atalja, in die sich Schmuel schnell verliebt. Sie jedoch ist sehr zurückhaltend mi ihrer Zuneigung, genauso wie mit Informationen über ihre Geschichte und ihr Leben. Erst im langen Verlauf des Romans offenbaren sich die Geheimnisse ihrer Vergangenheit sowie der ihres Vaters. Er war einer der führenden Persönlichkeiten bei der Gründung des Staates Israel. Seine idealistischen Vorstellungen vom künftigen Zusammenleben von Juden und Arabern hatten zum Zerwürfnis mit denen geführt, die dann die Teilung Palästinas durchsetzten, z. B. David Ben Gurion und damit zum unrühmlichen Ende seiner politischen Karriere. Fortan galt er als Verräter. Als Verräter gilt auch seit 2000 Jahren im ganzen christlichen Abendland der Jesusjünger Judas Ischarioth. Schmuel fragt sich im Rahmen seiner Forschungen immer wieder, wieso der wohlhabende Judas seinen Herrn für dreißig Silberlinge an die Römer ausliefert und er (respektive Amos Oz) entwickelt eine Theorie, die Judas und seine Motivationen in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Judas war wohl von Jesus als dem Messias so überzeugt, dass er mit der Verhaftung Jesus dazu bringen wollte, sich nun endlich zu offenbaren und sozusagen als glorreicher Retter vom Kreuz zu steigen. Und sein Selbstmord ist demnach nicht Ausdruck von Schuldgefühlen, sondern von endloser Enttäuschung über seinen theologischen Irrtum. Lizzie Doron hat in ihrem etwa zeitgleich mit Oz` Buch "Judas" in Deutschland erschienenem Roman "Who The Fuck Is Kafka" die Überzeugung vertreten, dass die beiden verfeindeten Völker, wollen sie eine Chance haben zu überleben, das Unverständnis füreinander überwinden müssen. Gleichzeitig ist sie sich mit David Grossmann und vielen anderen einig, dass ohne die israelische Armee das Land schon längst nicht mehr existieren würde, und die Juden, wie es Nasser zuerst formulierte, von den Arabern ins Meer getrieben worden wären. Amos Oz lässt den greisen Gerschom Wald, den er mit dem jungen Schmuel unzählige Gespräche über die Geschichte Israels führen lässt, im Jahr 1959 etwas sagen, was in der Gegenwart nach wie gültig ist: "Die Wahrheit ist, dass alle Macht der Welt den Feind nicht in einen Freund verwandeln kann. Man kann den Feind zum Sklaven machen, aber nicht zu einem Liebenden. Mit aller Macht der Welt kann man einen Fanatiker nicht zu einem aufgeklärten Menschen machen. Und mit aller Macht der Welt kann man aus einem Rachedurstigen keinen Freund machen. Und genau da liegen die existentiellen Probleme des Staates Israel: einen Feind zum Liebenden zu machen, einen Fanatiker zu einem Gemäßigten, einen Rachsüchtigen zu einem Freund." Auch die Haltung seiner Schwiegertochter Atalja (sie hat ihren Mann, den Sohn von Wald, im Unabhängigkeitskrieg verloren), könnte in der Gegenwart und für die Gegenwart formuliert sein, was sicher auch die Absicht von Oz war: "Einen Staat habt ihr gewollt", schleudert sie Gerschom Wald entgegen als spucke sie ihre Worte aus. "Unabhängigkeit habt ihr gewollt. Ihr habt ganze Flüsse reinen Blutes vergossen. Ihr habt eine ganze Generation geopfert. Ihr habt Hunderttausende Araber aus ihren Häusern vertrieben. Ihr habt Schiffsladungen von Hitler-Überlebenden direkt vom Kai aufs Schlachtfeld geschickt. Nur damit es hier den Staat der Juden gab. Und jetzt kann man sehen, was ihr bekommen habt." Wie Lizzie Doron ist auch Amos Oz, so wie David Grossmann und viele andere, bei aller auch fundamentaler Kritik davon überzeugt, dass die militärische Macht und ihr Einsatz notwendig sind, um den schnellen Tod Israels und seiner jüdischen Bevölkerung zu verhindern. Ohne die Armee hätten die Araber ihre seit Nasser immer wieder wiederholte Drohung wahrgemacht und die Juden ins Meer getrieben. Es war und ist eine verzweifelte Zwickmühle, die da mit großer literarischer Kunst beschrieben wird. Beim Lesen dieses Buches spürt der Leser geradezu körperlich die Qual, die Intellektuelle wie Doron, Oz oder Grossmann nicht erst seit gestern aushalten. Ich kann es allen Menschen sehr empfehlen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, weigern, die Hoffnung für dieses Land und seine Menschen aufzugeben, und denen die einseitige Parteinahme für die Palästinenser von vielen Medien, den Linken und auch der SPD gegen den Strich geht. Und doch schleicht sich beim Leser immer mehr die Gewißheit ein, dass es für den Konflikt zwischen Juden und Araber keine Lösung gibt und auch in baldiger Zukunft nicht geben wird. Warum man dennoch nicht aufgeben darf, das hat Amos Oz mit seinem vielleicht besten Buch literarisch großartig gezeigt.