Als Europäer müßte man vor dem 21. Jahrhundert auf die Füße fallen und ihm danken, nicht im 20. festgesteckt zu haben. Das Leben Macieks ist wohlbehütet bis zu jenem Tag 1939, der den Schrecken nach Polen brachte. Die Familie zerrissen, ihres Schutzes beraubt, das ganze Augenmerk gilt nur noch dem Überleben. Sei es, indem man mit dem Feind sich einläßt, sei es, daß man durch ein Wechselbad der Lügen marschiert, die allesamt so schwach sind, daß man es manchmal überhaupt nicht fassen kann, wenn sie greifen. Der Krieg erreicht auch die Kleinstädte, er findet längst nicht mehr nur auf den Schlachtfeldern statt. Er kriecht in die Seelen. schürt die Angst trotz falscher Papiere entdeckt, deportiert oder gleich erschossen zu werden. Wie Tanja und Maciek die Katastrophe überleben, ist ein Lehrstück menschlichen Willens, niemals aufzugeben, sich durchzubringen, auf bessere Zeiten zu hoffen. Daß nach dem Wahn der Deutschen dann die Sowjets vor der Tür stehen und die Odyssee weitergeht, mag angesichts der Opfer wie eine sarkastische Laune des Schicksals wirken. Bücher wie das von Louis Begley sollten schwankende Europäer zur Hand nehmen, wenn ihnen die Kosten für ein geeintes Europa zu hoch erscheinen.