Mit Jenseits von Schwarz legt Lucie Flebbe den zweiten Teil der Eddie-Beelitz-Trilogie vor, die - ebenso wie ihre hervorragende Reihe um Lila Ziegler - in Bochum spielt. Joseph Rheinhart alias 'Zombie' hat der Tod seiner Schwester aus der Bahn geworfen. Als er doch mal wieder eine Schicht als Securitymann vor einer Suchtklinik schiebt, wird er überfallen und niedergeschlagen. Allerdings fragt sich: Warum? Nichts wird gestohlen, niemand sonst kommt zu Schaden. Am nächsten Abend wird Zombie an selber Stelle von zwei bewaffneten Männern angegriffen und tötet sie in Notwehr - behauptet er jedenfalls. Teilzeitpolizistin Edith 'Eddie' Beelitz glaubt dem Vater der besten Freundin ihrer kleinen Tochter Lotti, dass er keine Wahl hatte, und hilft ihm unterzutauchen. Zombie versteckt sich ausgerechnet in der Suchtklinik - und Eddie riskiert nicht nur ihren Job
Das Cover hat definitiv einen hohen Wiedererkennungswert. Es sticht ins Auge und hebt sich von der Masse der Kriminalromane ab, die man in den Buchhandlungen findet. Nicht zuletzt durch die verwendeten Farben wirkt es hart, kalt und düster, zeigt aber auch eine gewisse Zerrissenheit und Verletzlichkeit auf. Auf den ersten Blick will die zarte Pusteblume gar nicht ins Bild passen. Sie strahlt etwas Kindliches und Unschuldiges aus, und ihre Bedeutung erschließt sich im Laufe der Lektüre.
Der Einstieg in das Buch ist mir leicht gefallen. Viele Figuren kannte ich aus dem ersten Band, insoweit war es wie ein Wiedersehen mit guten Bekannten. Das Geschehen wird abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Polizistin Eddie Beelitz und des Security-Experten und ehemaligen Boxers Joseph Rheinhart vermittelt, die sich während der Ermittlungen in einem komplizierten Mordfall in dem ersten Band Jenseits von Wut kennengelernt haben.
Eddie Beelitz und Joseph Rheinhart sind zwei starke Protagonisten, die sich definitiv jenseits des Mainstreams bewegen. Nach der Trennung von ihrem gutsituierten Mann lebt die intelligente, schüchterne Polizistin Eddie mit ihrer kleinen Tochter Lottie in einem ganz anderen Milieu. Hier haben die Menschen wenig Geld, dafür das Herz auf dem richtigen Fleck. Eddie hat sich gut in ihre Nachbarschaft integriert, lernt auf ihren eigenen Füßen zu stehen und pflegt einen engen Kontakt zu ihren Nachbarinnen Mütze und Flo. Vielleicht hat sie ein leichtes Helfersyndrom. Was solls? Die Frauen unterstützen sich gegenseitig, und diese Haltung finde ich sehr gut.
Joseph Rheinhart ist kein einfacher Mensch. Wie sein Spitzname Zombie andeutet, sieht der dunkelhäutige, groß gewachsene Mann durch seine eigenwilligen, entstellenden Tattoos furchterregend aus, und man könnte glatt vor ihm davonlaufen. Psychisch gesehen, ist er angeschlagen. Er hat negative Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen aufgrund seiner Hautfarbe und schwierigen Familienverhältnisse gemacht und schleppt viele Altlasten und ein hohes Aggresionspotential mit sich herum. Trotzdem ist er ein liebevoller alleinerziehender Vater für seine Töchter Joelle und Jazmin, und er opfert sich für seine Familie auf, die alles andere als gewöhnlich ist.
Der neue Roman Jenseits von Schwarz ist sehr vielschichtig. Lucie Flebbe ist es gelungen, nicht nur einen fesselnden, gut recherchierten Krimi, sondern gleichzeitig eine glaubhafte, unmöglich anmutende Liebesgeschichte zu schreiben, die sich jenseits vom allem gängigen Mainstream bewegt. Man schließt ihre Helden in sein Herz, wünscht ihne eine glückliche gemeinsame Zukunft und fiebert dem dritten (und letzten) Band entgegen.
Alles in allem gibt es eine klare Lese-Empfehlung von mir - und 5 Sterne. Was sonst. :-)