Die Erträge der Industrie-Haftpflichtversicherer sind seit Beginn der 1970er Jahre rückläufig. Als Reaktion auf die sich weiter verschärfende Ertragssituation wenden sich die Versicherer dem Risiko-Management zu, das eine grundlegende Risikoabschätzung der schwer kalkulierbaren industriellen Haftpflichtrisiken ermöglichen soll.
Martin Johanntoberens führt eine organisationssoziologische Analyse der Funktion des Risiko-Managements in der deutschen Industrie-Haftpflichtversicherung durch. Dabei untersucht er insbesondere das Zusammenspiel von Underwriting (Risikozeichnung) und Risiko-Management (naturwissenschaftlich-technische Risikoabschätzung) bei Entscheidungsfindungen in Fragen der Versicherbarkeit. Seiner empirischen Untersuchung zufolge kommt dem Underwriting zentrale Bedeutung zu: Die Industrie-Haftpflichtversicherer orientieren sich bei ihren Entscheidungen in der Praxis weit mehr an wirtschaftlichen als an wissenschaftlich-technischen Gesichtspunkten. Es zeigt sich, dass vorhandene Risiko-Management-Strukturen zu einem nicht unbedeutenden Teil der Außendarstellung und der Gewinnung von Legitimität dienen.
Inhaltsverzeichnis
I. Einführung.- II. Problemstellung.- III. Begriffe und Grundlagen.- IV. Erkenntnisinteresse.- V. Forschungsfrage, Forschungsziele und Forschungsthese.- VI. Aufbau der Arbeit.- A. Theorie.- 1. Versicherung als Thema der Soziologie.- 2. Versicherungen aus Sicht des Neo-Institutionalismus.- B. Empirie.- Vorbemerkung.- Datengrundlage.- Vorgehensweise.- 3. Wettbewerb in der Industrie-Haftpflichtversicherung.- 4. Underwriting.- 5. Risiko-Management.- 6. Versicherbarkeitsentscheidungen.- C. Fazit.- 7. Schlussbetrachtung.- 8. Literaturverzeichnis.- 9. Anhang.