Meine Meinung
"Kalter Strand" ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe, in deren Mittelpunkt der Kommissar Tom Skagen steht. Tom arbeitet für Skanpol einer fiktiven Unterabteilung von Europol, die als Sondereinheit angefordert werden kann, wenn die Polizei in einem Fall nicht weiterkommt. Die Arbeit von Skanpol konzentriert sich dabei ausschließlich auf die Skandinavischen Länder. So werden Tom und seine Chefin Jette Vestergaard von der dänischen Polizei zur Unterstützung bei einem scheinbaren Mord, an einer unbekannten Frau, hinzugezogen.
Ich bin sowohl durch den Klappentext als auch durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden und als ich gelesen habe, dass es in Skandinavien spielt, wusste ich dieses Buch muss ich lesen. Wer den Klappentext liest, der bekommt bereits einen guten ersten Eindruck. Da gibt es offensichtlich einen "Verrückten", der sich selber "das Auge" nennt und scheinbar wahllose Touristen auf so perfide Weise manipuliert, dass sie für ihn Straftaten begehen. Und damit sie auch ja nicht auf Dumme Gedanken kommen, entführt er jemanden, als Druckmittel, der ihnen wichtig ist.
Zunächst einmal fängt die Geschichte mit solider Ermittlungsarbeit an, die mich eher an einen Krimi erinnert hat. Steigert sich dann aber mit jedem weiteren Kapitel zu einem packenden Pageturner voller Action und Cliffhanger, den ich spätestens ab dem zweiten Drittel nicht mehr aus der Hand legen konnte. Bei den etlichen Verdächtigen, die dem Leser in mehreren parallel verlaufenden Handlungssträngen präsentiert werden, gilt es vor allem nicht den Überblick zu verlieren. Was mir dabei stets sehr geholfen hat, waren die Besprechungen der SOKO "Strand" in den regelmäßig der Stand der momentanen Ermittlungen zusammengefasst wird. Dabei kam für mich irgendwann die Frage auf, ob die Polizei den nun in zwei unterschiedlichen Fällen ermittelt oder ob doch in irgendeiner Weise ein Zusammenhang zwischen den beiden besteht.
Was die Charaktere angeht konnte mich die Autorin leider nicht zu 100% überzeugen. Tom konnte mich von Anfang an faszinieren und so wurde er für mich zu einem Protagonisten, den ich sehr schnell ins Herz geschlossen und mit dem ich regelrecht mit gefiebert habe. Er entwickelt sich im Verlaufe der Geschichte zu einem Mann, der nicht lockerlässt und seinem "Bauchgefühl" so lange nach geht, bis er eine zufrieden stellende Antwort bekommen hat.
Diese Eigenschaft könnte schon fast als Verbissenheit bezeichnet werden, sorgt aber letztendlich für die Auflösung des ganzen Chaos. Den dank der Starsinnigkeit des Dienststellenleiters Henning Poulsen tritt die SOKO "Strand" mit den Ermittlungen lange Zeit auf der Stelle und das sorgt für ordentlich Spannungen innerhalb des Kollegiums.
Bei Toms Chefin Jette wird das leider ganz besonders deutlich, denn sie legt fast die gesamte Zeit über ein Verhalten an den Tag, dass mich nicht nur mit dem Kopf hat schütteln lassen, sondern mir irgendwann auch den letzten Nerv geraubt hat. Erst ganz zum Schluss der Geschichte kommt sie zur Besinnung. Für meinen Geschmack kommt sie viel zu spät zu der Einsicht, dass sie einen gravierenden Fehler begangen hat.
Mit einem guten Schreibstil, der sich sehr angenehm lesen ließ, relativ kurzen Kapiteln und einer Erzählweise aus unterschiedlichen Perspektiven konnte mich die Autorin zusätzlich überzeugen. Da kann ich auch die ein oder andere kleine Schwäche verzeihen und so gebe ich diesem Reihenauftakt 4,5 von 5 Sternen.
Fazit
Anne Nørdby ist mit "Kalter Strand" ein Thriller gelungen, der sowohl perfide als auch eiskalt daherkommt und den Leser vor lauter Fassungslosigkeit mit angehaltenem Atem zurücklasst. Denn was als idyllischer Urlaub in einer malerischen Ferienhaussiedlung in Dänemark beginnt endet als actionreiches Spektakel, das etliche Tote fordert. Wer gerne skandinavische Thriller liest, die sich im Verlauf der Handlung zu wahren Achterbahnfahrten entwickeln, der ist mit diesem Buch bestens bedient. Für mich eine klare Leseempfehlung!