Bewertung:
Erstmal muss ich mich für die lange Wartezeit zur Rezension entschuldigen. Leider brauchte ich viel Abstand zum Buch, um eine Rezension schreiben zu können. Dies ist der Autorin und dem Verlag geschuldet, die mit dem irreführendem Klappentext und der irreführenden Aufmachung nicht nur völlig falsche Erwartungen geweckt haben, sondern auch keinerlei Triggerwarnung beigefügt haben. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich während und nach dem Lesen völlig verstört war und die Geschichte mir unangenehm nachging. Dieses Buch braucht dringend eine Triggerwarnung bezüglich Missbrauch aller Art! Das seelische Wohlbefinden muss über das bisschen Spoiler, was einem erwartet, an vorderster Stelle stehen!
Das Cover passt sich dem Eindruck der Geschichte an; nicht zu kitschig, sondern leicht modern, aber doch auch klassisch. Ich bin begeistert davon, dass hier auf Glitzer, Schnickschnack und nackte Menschen verzichtet wird. Die Schrift ist im durchschnittlichen Vergleich anderer Bücher groß. Gefällt mir sehr gut, ebenfalls die Gesamtaufmachung Außen und Innen. Das Buch beweist auch wieder, dass es nicht teuer sein muss; es ist ein Klappenbuch mit überdurchschnittlich vielen Seiten und kostet dennoch nur 10,00 €. Die allermeisten Bücher in diesem Format kosten 12,95 € bis 14,00 €. Es geht also ohne Überteuerung.
Was mir merkwürdig und unnötig vorkommt, ist der Aufkleber auf dem Cover. Eine Drei-Wörter-Meinung von Rosie Walsh. Erstens: Wer ist Rosie Walsh? Und zweitens: Was soll das? Könnte genauso gut zu den anderen nichtssagenden Meinungen am Buchrücken außen oder innen gedruckt werden. Warum so ein unnötiger Aufkleber vorne? Was sollen eigentlich diese nichtssagenden Einwürfe im Buchrücken innen? Ich konnte nicht aufhören zu lesen! oder Ein Pageturner, der einem das Herz bricht! ... was sagen die bitte aus? Das gibt mir doch keinen Hinweis, ob ich das Buch lesen möchte oder nicht! Was für ein Schwachsinn. Wenn sie schon Leser zitieren möchten - wogegen ich gar nichts habe - dann bitte auch richtige Aussagen über das Buch!
Es gibt drei verschiedene Zeiteinteilungen; einmal das Heute, vor 4 Monaten und vor 15 Jahren. Die verschiedenen Zeiteinteilungen finde ich sehr gut gemacht, es wird mächtig Spannung und Neugier aufgebaut. Ich wollte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht, was vorgefallen ist und fantasierte herum. Allerdings kann ich die Kritik einiger meiner Lesekumpanen bezüglich der vielen Zeittonen nachvollziehen. Wenn drei verschiedene Zeiträume aufeinandertreffen und das in kurzen Kapiteln ... kann es sich anfühlen wie ein Schleudertrauma. Mir persönlich gefiel es sehr gut, besonders, weil die Kapitel kurz sind, sonst hätte ich den Durchblick verloren und vergessen, in welcher Zeit ich denn gerade war. So wusste ich das immer und musste nicht angestrengt lesen. Nach dem ersten Drittel wurde ich aber doch was ungeduldig und fragte mich was ist denn nun passiert?! .
Ich fand es störend, dass während der Erzählung in die Vergangenheit (vor allem die von Vor fünfzehn Jahren ) die Erzählung an sich hin und herspringt- also die Anrede; erst Du dann Er (allgemein erzählt), entweder erzählt Catherine in Du-Form ( Du hattest ... ) und springt dann im nächsten Satz wieder zur Ich-Form bzw. Allgemein-Form ( Er nahm das wahr ... ). Mit Du und Er ist Lucian gemeint, und eben auch allgemein andere. Ich finde das irritierend und sprunghaft. Kommt mir unkorrigiert vor.
Ich fand weder Catherine noch Sam besonders sympathisch! Die geben ein tolles Paar ab, die nehmen sich gegenseitig nichts an Antisympathie weg. Der Einzige, der bei mir gerade gut ankam, war Lucian. Bei den Nebencharakteren mochte ich tatsächlich Jack - einen Schwerenöter-Ruf haben sie ja fast alle. Daher ist das für mich kein Ausschließkriterium. Und Rachel ist mir auf ihre Art ebenfalls sympathisch gewesen. Aber Sam und Catherine? Vor allem Sam ... betrügt sie und benimmt sich da dann ganz typisch Mann! Das muss man wirklich anerkennen! Aus Spoilergründen kann ich mich nicht näher dazu äußern. Die Clique von Lucien ist in jedem Fall ziemlich problembelastet udn jeder der Charaktere kämpft mit seinen eigenen Dämonen. Hier ist die Devise Ignorieren und Weitermachen untereinander geregelt. Niemand möchte sich wirklich mit seinen Dämonen oder den der anderen auseinandersetzen. Das hat die Autorin sehr deutlich hervorheben können.
Im Bezug auf Catherines großes Geheimnis hatte ich zunächst die naheliegendste Vermutung, in meinen Augen. Das verwarf ich wieder, weil die Autorin Catherine dafür untypisch erscheinen ließ. Ab der Mitte des Buches war es mir jedoch klar, was passiert ist. Trotzdem wurde ich mit kleinen Wendungen überrascht.
Letztendlich habe ich mich aber über meine Lesekumpanen etwas aufgeregt, da diese ihre persönlichen Erwartungen an das Buch mit der Geschichte an sich gleichgestellt haben. Was kann die Autorin oder die Geschichte dafür, dass ich etwas bestimmte erwarte? Und nur, weil es nicht nach meinen Erwartungen geht, bewerte ich das Buch schlecht. Es wurde teilweise die realistische Darstellung von Handlungen kritisiert, weil das nicht erwartet wurde ... Das finde ich unfair und völlig konträr.
Fazit:
Das Ganze erinnert mich stark an Nicholas Sparks Wie ein einziger Tag . Es zeigt deutliche Parallelen, was weder gut noch schlecht bedeutet. Jedoch ist diese Version deutlich düsterer und dramatischer. Es gab für mich auch einige Ungereimtheiten, die nebensächlich waren, aber dennoch nicht richtig erklärt. Da haben meine Lesekumpanen und ich etwas rätseln müssen.
Der größte Minuspunkt ist aber die fehlende Triggerwarnung bezüglich der missbräuchlichen Handlungen, da mich das sehr verstört hat und nicht nur mich. Selbst eine Tauschpartnerin auf Tauschticket hat mir zum Buch geschrieben und mir für die Triggerwarnung gedankt, da sie mit solchen Geschichten nicht umgehen kann. Eine Riesenfahrlässigkeit oder ekelhaftes kahlkühl von Autorin und Verlag! Wer Schwierigkeiten mit Missbrauchgeschichten hat, sollte die Finger hiervon lassen.
Ansonsten hat die Autorin es geschafft, meine Neugier aufrecht zu erhalten, die Charaktere sehr schön ausgeschrieben und die frustrierende Atmosphäre bis zum Ende beizubehalten. Daher vergebe ich hier noch 3,5 Sterne.