Bücher über Bücher gefallen mir grundsätzlich gut. Natürlich - und das gilt für jede Lektüre - sie müssen interessant, gut geschrieben, außergewöhnlich sein - all diese Kriterien erfüllt Christophs Poschenrieders neues Buch mit einer Leichtigkeit, die seine Leserschaft von Kapitel zu Kapitel eilen lässt und schließlich mitreißt in einen brillanten FaktFiktionStrudel ¿.. und dabei erzählt er doch einen "Unsichtbaren Roman", schreibt über ein Buch, das nie erschienen ist.
Gustav Meyrink erhält 1918 von hohen Staatsbeamten den Auftrag, einen Roman über die Kriegstreiber, die wahren Kriegsinitiatoren zu schreiben. Der Weltkrieg dauert lange, zu lange für das murrende Volk, wem könnte man daran die Schuld zuschieben? Das Auswärtige Amt in Berlin hat dazu das internationale Freimaurertum auserkoren. Meyrink nimmt an - er hat ein schönes Haus in Starnberg und hegt einen gepflegten Lebensstil, das gilt es zu erhalten und zu mehren ---- die Herren in Berlin bieten ein lukratives Honorar.
Das Buch um die wahnwitzige Geschichte eines anderen Buches gelingt Christoph Poschenrieder deshalb so besonders gut, weil er uns zum einen an seinen Recherchen teilhaben lässt, so finden sich Fundstücke in Meyerinks Nachlass - Notizen, Gesprächsaufzeichnungen, Materialien - die die Grundlage des "Unsichtbaren Romans" bilden; zum anderen ist sein Buch aber auch eine wunderbare Hommage an den einstigen Bestsellerautor Meyrink, heute eher in der zweiten Reihe stehend, sollten wir ihn unbedingt wieder lesen!