Geniale Gene ...
glaubt mancher der Protagonisten in Svetlana Lavochkinas Roman "Puschkins Erben" zu haben. Um Puschkin geht es dabei in einer Art Rahmenhandlung; im Mittelpunkt dieser genial konstruierten Geschichte steht eine Großfamilie, angesiedelt in den späten 1970er Jahren ungefähr zwischen Odessa und Moskau. Durch sie erfahren wir viel über den geschlossenen Kosmos Sowjetunion und wie man sich dort ein Leben einrichten kann. Mit dem späteren Zerfall der UdSSR werden Russland und die Ukraine dann zu Gegnern - auch um das Erbe Puschkins.
Hört sich trist an? Ist es nicht, denn die Autorin zieht uns gekonnt in einen überdrehten Strudel, zeigt uns dabei hervorragend ausgearbeitete Charaktere, Typen dieser Zeit, wie z.B. den aufrechten Lehrer, die durchgeknallte Studentin, den exaltierten Künstler, den schmierigen Arzt, den hässlichen Sowjetmenschen, der alle - von uns schon immer vermuteten - Schurkereien abbildet. Und ja -- Alkohol, Drogen, Sex, Korruption, KGB, Unverschämtheiten, rüde Worte, krasse Szenen spielen dabei eine Rolle. Wer dabei indigniert die Augenbrauen hebt, dem sei versichert - es handelt sich um einen großen, einen exzellenten Roman, der sich wunderbar liest (genial von Diana Feuerbach aus dem Englischen übersetzt). Er gehört aufgrund seiner Originalität, seiner feinen Details, seiner Sprache und seiner Liebe zur Literatur zu den Allerbesten des Jahres 2019.
Svetlana Lavochkina, in Leipzig lebende Ukrainerin, wird in Deutschland vom ambitionierten Volandt & Quist Verlag verlegt. Das Buch kommt in ansprechender Ausstattung - schönes Cover, bestes Papier, Lesebändchen.
Unbedingte Leseempfehlung!