INHALT:
Das Basti in dem der neunjährige Jai wohnt, befindet sich am Rande einer Großstadt Nordindiens. Hier wohnen die kleinen Leute: Arbeiter, Handwerker, Hausangestellte und Bedienstete. Ständig müssen sie mit der Angst leben, dass ihre illegale Siedlung abgerissen werden könnte.
Manchmal gibt es Strom. Der einzige Wasserhahn funktioniert nur 2-3 Stunden am Tag.
Jai besucht die vierte Klasse. Seine Kleidung ist schmutzig und zu klein, nicht selten wird er deshalb ausgelacht. Er wohnt in einem kleinen Raum zusammen mit seiner Familie.
Der Junge liebt Krimis und Polizei-Dokus über alles. Wie gerne würde er später ein richtiger Detektiv werden!
Als plötzlich ein Mitschüler vermisst wird, begibt sich Jai mit seinen Freunden Pari und Faiz auf Spurensuche. Auf die Polizei scheint kein Verlass zu sein, weshalb die Kinder sich nicht nur auf dem Bhoot-Basar umschauen, sondern sich auch in die verbotenen Viertel der Stadt wagen. Doch immer mehr Kinder verschwinden...
MEINUNG:
Jai ist ein aufgeweckter, neugieriger Junge der seinem Umfeld mit seiner Detektivarbeit nicht selten den letzten Nerv raubt. Er scheint nicht so wirklich damit voranzukommen und trotzdem kann es sich sicherlich für den ein oder anderen Leser lohnen, ihn und seine Freunde auf dem Weg durch die Stadt zu begleiten. An seiner Seite lernt man die ein oder andere Ecke seines Viertels kennen. Jai sprüht vor Energie, und auch die Beschreibungen im und rund um das Basti (vor allem auf dem Bhoot-Basar) wirken bunt und lebendig und ich konnte mir vieles vor Augen ausmalen. Doch nach und nach lernt man auch die dortigen Schattenseiten kennen: Kriminalität, Korruption, Missbrauch, Hunger, Unterdrückung von Minderheiten und vieles mehr, wodurch auch etwas düstere und ernste Inhalte mit in die Handlung einfließen. Die Kinder schnappen Gerüchte der Erwachsenen auf und doch gelingt es ihnen mit ihrer kindlichen Sichtweise noch nicht, alles richtig einzuordnen.
Die Handlung schreitet sehr langsam voran. Dafür erhält man zwischendurch Einschübe zu den vermissten Kindern zum Zeitpunkt vor ihrem Verschwinden, aber auch einige märchenhafte Erzählungen vom Leben auf der Straße, die Hoffnung schenken.
Die meiste Zeit wird die Geschichte aus der Perspektive von Jai erzählt, was sie sicherlich besonders macht. Sein Glaube an Dschinns (Geister mit magischen Kräften) verleiht dem Buch ab und zu eine leicht spirituelle Note, was ich ganz gerne mochte.
Wie gerne wollte ich dieses Buch mögen. Doch bei mir trat schon nach wenigen Seiten, ein mir bereits bekanntes Problem auf: Als gelernte Erzieherin gelang es mir nicht, mich auf die Kinderperspektive einzulassen. Immer wieder kamen mir Jais Wortwahl und Gedanken seinem Alter entsprechend einfach nicht authentisch genug vor. Und dadurch, dass er mit seiner Detektivarbeit nur wenig voran kommt, diese eher im Hintergrund des Buches verläuft und insgesamt wenig Handlung recht ausschweifend erzählt wird, zog sich die Geschichte für mich zu sehr in die Länge.
Trotzdem fand ich einige eher ernstere Inhalte interessant, die einen sicherlich zum Nachdenken anregen.
Ich habe das Buch als eBook gelesen, würde aber wenn dann zum Printexemplar raten. Im Text gibt es sehr viele indische Wörter und Bezeichnungen, die hinten in einem Glossar erklärt werden. In einem gedruckten Buch finde ich persönlich es immer einfacher, zwischendurch kurz nach hinten zu blättern.
FAZIT: Das Buch enthält viele interessante Themen, die zum Nachdenken anregen. Leider war mir die kindliche Sicht auf die Dinge nicht authentisch genug und ich konnte mich daher nur schlecht auf die Geschichte einlassen. Wenig Handlung, die dafür ausführlich erzählt wurde, ließ bei mir zudem viele Längen entstehen. 3/5 Sterne.