Das Buch beginnt mit einer Verlobung und die ist skandalös: Klaus Mann, noch minderjähriger Sohn Thomas Manns, verlobt sich mit Pamela Wedekind, der schönen Tochter des Dramatikers Frank Wedekind. Wirklich? So ganz ernstgemeint ist die Heiratsabsicht vielleicht nicht, schließlich hat Pamela auch ein Techtelmechtel mit Erika Mann, der eifersüchtelnden Schwester des Verlobten.
Immerhin wäre diese amour fou wohl auch heute noch viele Schlagzeilen wert, ja eine ganze Serie könnte Netflix produzieren, die Abfolge etwa so: 1. Verlobung, 2. Klaus schreibt ein Theaterstück,
3. Die Ausstattung des Bühnenbilds und der Kostüme übernimmt Dorothea ( Mopsa ) Sternheim , Tochter des Dramatikers Carl Sternheim, 4. Klaus, Pamela, Erika und Theaterjungstar Gustaf Gründgens reüssieren 1925 in den Hamburger Kammerspielen, 5. Das Stück wird zu einem großen Publikumserfolg, von den Kritikern jedoch verrissen, 6. Erika Mann verlobt sich mit Gustaf Gründgens, sie ist immer noch in Pamela Wedekind verliebt.
Armin Strohmeyr führt uns damit gleich mitten ins Geschehen seiner Triplebiografie der Familien Mann, Wedekind, Sternheim, er trifft den Ton der Zeit genau und bringt die richtige Menge an Hintergrundinformationen zum politisches Geschehen und künstlerischen Kontext.
Tatsächlich wirkt auch weitergehend vieles wie aus einer Soap-Opera stammend, die Zutaten kommen jedoch aus dem richtigen Leben der Künstler: Ehedramen, Erfolge und Scheitern, Liebeleien, Drogen, Schulden, Depressionen, Irrsinn. Und bei aller Avantgarde unterliegen die Dichterkinder ganz bürgerlichen Sentiments wie Liebe, Hass, Eifersucht - zutiefst menschliche Gefühle, auch wenn die Bohème glaubte, dem längst enthoben zu sein.
Das Buch passt gut zum derzeitigen Roaring Twenties Revival . Interesse am Zeitgeschehen und Liebe zu Literatur und Theater dieser Zeit ist für diese tolle Lektüre Voraussetzung.