Mit Yoga der Urkraft liegt Evolas Tantra-Buch erstmals in deutscher Übersetzung vor. Es offenbart eine eher unbekannte Strömung indischer Geistigkeit: eine der bemerkenswertesten Formen des Yoga, den Kundaliniyoga, in seiner ursprünglichen Gestalt. Das vermag dauerhafte Impulse zu geben, auch außerhalb orientalischer Studien und außerhalb der Bereiche, die schon aus bloßer Neugier anziehend wirken. Tantrismus zählt zu den problematischsten und kontroversesten Kategorien der Religionswissenschaft. Beinahe jede Behauptung darüber ist umstritten. Doch die Faszination, die seit der Entstehung (um etwa 500 n. Chr.) davon ausging, beeinflusste Philosophie, Mystik, Moral und Literatur. Vom Tantrika werden extreme Geduld und Ausdauer als Grundvoraussetzungen erwartet, um ein Vollendeter zu werden, im Sinne einer vollkommenen Askese. Evolas Urkraft-Begriff hat nichts mit Macht als Gewalt zu tun, denn Macht verliert ihr innerstes Wesen, wenn sie zu materiellen Mitteln wie Gewalt greift. Gemäß dem initiatischen Grundsatz, dass nicht Du die Macht suchen darfst, sondern die Macht Dich suchen muss. In unserer Tradition ist die Macht weiblich .
Hier stößt man auf Unerwartetes. Es ist kein dem Westen angepasster, vereinfachter und auf praktische Zwecke beschränkter Yoga. Vielmehr ein Tantrismus als allgemeine Lebensauffassung und Weltanschauung, mit besonderer Berücksichtigung des S ivaismus und des Weges der Linken Hand. Einiges mag fremdartig erscheinen, mit einer Sperrigkeit, die auch einfach den westlichen Denkgewohnheiten geschuldet sein könnte, denn wie der Tantra-Forscher John Woodroffe bemerkt, sehen westliche Menschen oft dort Obszönität, wo es eigentlich nur Symbolik gibt . Evolas Yoga der Urkraft wird Einwände und Perspektiven gleichermaßen nähren, die Zeitlosigkeit seines Wissens aber wird davon unberührt bleiben.
Inhaltsverzeichnis
Notizen des Herausgebers
Einführung von Hans Thomas Hakl
1. Bedeutung und Ursprung der Tantras
2. Erkenntnis und Urkraft
3. S akti. Die Welt als Urkraft
4. Die Theorie des tattvas. Die conditio humana
5. Pas u, vi ra und divya. Der Weg der Linken Hand
6. Voraussetzungen und Mittel für die Praxis. Einführung in die Erfahrung des Feinstofflichen . Die Körperstellungen
7. Die Jungfrau. Die Zerstörung der Fesseln
8. Die Evokationen. Die Namen der Urkraft
9. Das geheime Ritual. Die Orgiastik. Initiatische Sexualmagie
10. Die geheime Körperlehre. Die Schlangenkraft. Die cakras
Abbildung der Na d i s und Hauptcakras
I. mu la dha ra-cakra
II. sva dhis t ha na-cakra
III. man ipu ra-cakra
IV. ana hata-cakra
V. vis uddha-cakra
VI. a jña -cakra
VI b. und VI c. manas-cakra und soma-cakra
Der siebenfache verursachende Körper (ka ran a-ava ntara-s ari ra)
VII. sahasra ra-cakra
11. Verfahren zur Erweckung der Schlangenkraft
12. Der Blitzgeschaffene
Schlussbetrachtung
Anhänge:
I. Bardo: Gestaltungsmöglichkeiten nach dem Tode
II. Der S aktismus und die Getreuen der Liebe
Erklärung der Begriffe
Bibliografie