Ich mag es ja, wenn Cover passend zu einer Reihe gestaltet werden und auch die Umschlaggestaltung von "Gegenlicht" war stimmig und ansprechend dazu arrangiert worden. Die Kameralinse war nicht nur optisch schön anzusehen, sondern hob sich auch haptisch vom Einband ab, ebenso die Schrift.
"Gegenlicht" ist der zweite Teil der "Bronski"-Reihe und an sich unabhängig lesbar. Um aber die komplexen Zusammenhänge und die Entwicklung der Beziehungen zwischen einzelnen Figuren besser nachvollziehen zu können, macht es Sinn, den ersten Band vorab zu lesen. Zudem würdet ihr euch spoilern, solltet ihr nachträglich doch noch "Dunkelkammer" lesen wollen. Mein Tipp: Wenn euch "Gegenlicht" anspricht, lest zuerst Band 1.
Zu Beginn hatte ich die Befürchtung, dass ich nicht schnell in die Geschichte hineinfinden würde, da es schon eine Weile her gewesen ist, seit ich den ersten Teil gelesen hatte. Doch es gab keinen Grund für diese Sorge, denn ich kam einfach rein und war sofort ans Geschehen gefesselt. Besonders gut gefiel mir, dass es in Bronskis neuer Lebenssituation keinen eitlen Sonnenschein gab und es authentisch vermittelt wurde, dass die vorherigen Ereignisse an niemanden spurlos vorbeigegangen waren.
So traf ich in "Gegenlicht" auf alte Bekannte, aber auch auf neue Figuren und deren interessante Hintergründe. Der Aufhänger der Geschichte war spannend und gab mir genauso wie den Hauptfiguren eine Menge Rätsel auf. Gleichzeitig kam ich Bronski und seinem Umfeld wieder ein Stückchen näher und durfte hautnah ihre Entwicklungen miterleben.
Besonders gut gefallen hatte mir, dass der Fokus nicht so sehr auf der Ermittlungsarbeit, sondern auf der Pressearbeit lag. Ich fand es unheimlich spannend, Svenja Spielmann und David Bronski bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Ihr Engagement und Enthusiasmus war mir zwar manchmal ein ticken drüber, aber vielleicht ist das bei Journalisten und Pressefotografen so, die für etwas richtig brennen.
Generell hatte ich den Eindruck, dass Bernhard Aichner gründlich recherchiert hatte. Besonders die Hintergrundgeschichte des einen Opfers sorgte für Magengrimmen bei mir. Gemeinsam mit Bronski und Svenja stieg ich in den Flieger nach Afrika und recherchierte in den Slums einer größeren Stadt. Das Elend, das Schicksal der Menschen und die Hoffnungslosigkeit drang durch jede Seite und ließ mich traurig, aber auch ehrfürchtig zurück. Dieser Handlungsstrang gab "Gegenlicht" eine sehr emotionale und tiefgründige Atmosphäre.
Der Schreibstil war unglaublich leichtgängig und flott zu lesen. Hervorstach die auf den Punkt gebrachte Erzählweise. Es gab direkte Dialoge oder eine indirekte Wiedergabe von Gesprächen. Aber niemals eine wörtliche Rede, sodass nur das allernötigste und wesentlichste an mich transportiert wurde.
Während Bronski die einzige Figur war, die mich persönlich an seinem Leben, seinen Gedanken und Emotionen teilhaben ließ, war der auktoriale Erzähler an meiner Seite, wenn ich andere Figuren begleitete. Das Handlungsgeflecht war spannend ausgelegt worden, doch an manchen Stellen taten sich Fragen bei mir auf. Sie waren für den Verlauf der weiteren Ereignisse nicht sonderlich relevant, dennoch hätte ich mir hier ein kleines bisschen mehr Detailgenauigkeit gewünscht.
"Gegenlicht" lebte von einer erzählerischen Achterbahnfahrt. Zwischen rasanten Ereignissen gab es immer wieder ruhigere Szenen, die zwar das ausgeschüttete Adrenalin senkten, aber die Spannung nicht abmurksten. Es blieb durchweg unterhaltsam und schürte stets meinen Wunsch, weiterlesen zu wollen.
Der Showdown gefiel mir ganz gut. Er hatte viel Dynamik und unerwartete Wendungen in petto. Aber so atemlos wie bei "Dunkelkammer" ließ er mich nicht zurück. Dieses Mal blieben auch ein paar Unklarheiten, die, so vermute ich, in der Fortsetzung eine Rolle spielen, beziehungsweise aufgeklärt werden.
Fazit:
"Gegenlicht" ist ein Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite zu unterhalten weiß. Spannungsspitzen wechseln sich mit ruhigeren Szenen ab, sodass ich gern weitergelesen habe. Für Krimiliebhaber definitiv eine Empfehlung.